Fast fünf Monate hing der Aktienkurs der ProCredit Holding seitwärts in einem engen Band zwischen 9 und 10 Euro fest. Bewertungstechnisch sah die Aktie der vorwiegend als Spezialbank für mittelständische Geschäftskunden in Ost- und Südosteuropa aktiven Gesellschaft dabei so günstig aus, dass boersengefluester.de regelmäßig auf einen Ausbruch nach oben getippt hat. Immerhin gibt es nicht viele Titel, die ein KGV von weniger als 6 mit einer Dividendenrendite von mehr als 5 Prozent kombinieren – und das auf SDAX-Niveau. Zudem hatte CFO Christian Dagrosa bei seinen jüngsten Präsentationen auf Kapitalmarktkonferenzen stets eine zentrale Botschaft parat: „Wir wollen jetzt Skalierungseffekte sehen.“
Dafür hatte die ProCredit Holding in den vergangenen Jahren viele Umstellungen im Beteiligungsportfolio vorgenommen, in die IT investiert und zudem auch die Retailkunden als wichtige und insgesamt weniger volatile Quelle für die Einlagenseite entdeckt. Last but not least gilt die Gesellschaft mit ihrem starken Ukraine-Exposure an der Börse als signifikanter Profiteur für den Wiederaufbau des Landes nach Ende des russischen Kriegs. Insgesamt also eine runde Story auch für Anleger. Vorerst müssen Investoren jedoch mit einem Dämpfer klarkommen, der den Aktienkurs bis auf unter 8 Euro gedrückt hat.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Umsatzerlöse1
252,60
252,11
281,88
339,85
412,51
444,30
439,00
EBITDA1,2
76,87
52,09
94,53
17,85
150,02
167,82
157,00
EBITDA-Marge %3
30,43
20,66
33,54
5,25
36,37
37,77
35,76
EBIT1,4
76,87
52,09
94,53
17,85
150,02
146,68
135,00
EBIT-Marge %5
30,43
20,66
33,54
5,25
36,37
33,01
30,75
Jahresüberschuss1
54,31
41,40
79,64
16,50
113,37
104,31
78,00
Netto-Marge %6
21,50
16,42
28,25
4,86
27,48
23,48
17,77
Cashflow1,7
290,34
135,89
133,15
566,94
524,05
-176,75
160,00
Ergebnis je Aktie8
0,89
0,70
1,35
0,28
1,92
1,77
1,30
Dividende je Aktie8
0,89
0,53
1,35
0,28
0,64
0,59
0,50
Auslöser ist ein signifikanter Anstieg der Risikovorsorge auf 16,6 Mio. Euro im dritten Quartal 2025. Zum Vergleich: Zum Halbjahr 2025 lag die Vorsorge bei gerade einmal 0,3 Mio. Euro. Zudem geht der Vorstand nicht mehr davon aus, dass es im Jahresverlauf zur Auflösung von Rückstellungen kommen wird. Entsprechend ändert das in Frankfurt ansässige Unternehmen seine Zielsetzung für die Eigenkapitalrendite von bislang rund 10 Prozent auf eine Spanne von nun 7 bis 8 Prozent. Angesichts eines Eigenkapitals von zuletzt gut 1.000 Mio. Euro würde das auf einen Überschuss zwischen 70 und 80 Mio. Euro hinauslaufen – nach 104 Mio. Euro für 2024.
Gemessen am Börsenwert von rund 460 Mio. Euro ist das allerdings immer noch ungewöhnlich viel Gewinn. Das wiederum spricht dafür, dass sich die Notiz von ihrem jüngsten Rücksetzer schnell wieder erholen sollte. Am 13. November 2025 steht der komplette Bericht für die ersten neun Monate 2025 an. Wenig später präsentiert der Vorstand dann auf dem Eigenkapitalforum der Deutschen Börse AG in Frankfurt. Das bisherige Mittelfristziel sieht einen Ausbau des Kreditportfolios von derzeit knapp 7.400 Mio. Euro auf mehr als 10.000 Mio. Euro vor – bei einer kräftig verbesserten Eigenkapitalrendite von dann etwa 13 bis 14 Prozent.
INVESTOR-INFORMATIONEN
©boersengefluester.de
ProCredit Holding
WKN
ISIN
Rechtsform
Börsenwert
IPO
Einschätzung
Hauptsitz
622340
DE0006223407
AG
460,58 Mio. €
22.12.2016
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Foto: Freepik


