Zwei Umsatz- und Gewinnwarnungen innerhalb von drei Monaten sowie der Wechsel von CEO Patrik Heider per Mitte November 2025 als CFO zur ebenfalls börsennotierten IONOS Group sind dann doch zu viel: Mit 4,50 Euro ist der Aktienkurs von NFON auf ein All-Time-Low gerutscht. Auf diesem Niveau bringt es der Anbieter von cloudbasierten Lösungen für die Geschäftstelefonie auf eine Marktkapitalisierung von nur noch 74,5 Mio. Euro – bei Netto-Finanzverbindlichkeiten von knapp 10 Mio. Euro. Der sich daraus ergebende Unternehmenswert von rund 84,5 Mio. Euro entspricht etwa dem Siebenfachen des 2025 zu erwartenden bereinigten EBITDA von 11,5 bis 12,5 Mio. Euro. Normalerweise eine eher günstige Relation.
Das Eigenkapital von zuletzt 49,5 Mio. Euro deckt den Börsenwert zu rund zwei Dritteln ab, was für ein Unternehmen wie NFON ebenfalls eine sehr günstige Bewertung ist. Der jüngste Rückfall ist aber auch deshalb umso bitterer für Anleger, weil NFON im Herbst 2024 mit der Übernahme des in Bremen ansässigen Kommunikationstechnologie-Unternehmens Botario eine vielversprechende KI-Strategie „NFON NEXT 2027“ präsentierte, die bei den Analysten gut ankam und auch an der Börse zunächst viel Zuversicht versprühte. Warum also die derbe Reaktion des Kapitalmarkts mit einem Verlust an Börsenwert von allein 25 Prozent in den vergangenen zwei Monaten? Ausnahmsweise dürften es gar nicht mal primär die beiden Korrekturen für das um Sondereffekte wie aktienbasierte Vergütungen oder die Veränderungen auf C-Level-Ebene adjustierte EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) sein – die fallen nämlich vergleichsweise niedrig dosiert aus.
Ins Jahr gestartet war NFON hier mit einer Prognose von 13,5 bis 15,5 Mio. Euro – musste diese Bandbreite zum Halbjahr dann auf 12,5 bis 14,0 Mio. Euro kürzen. Mit der Vorlage der Neun-Monats-Zahlen nun die nächste Anpassung auf einen Korridor zwischen 11,5 und 12,5 Mio. Euro. Im ungünstigsten Fall entspricht das einer Abweichung von gut 25 Prozent gegenüber dem ursprünglichen Idealszenario. Angesichts des fragilen wirtschaftlichen Umfelds ist das nicht die Welt. Deutlich schwerer wiegt nach Auffassung von boersengefluester.de, dass es NFON zurzeit an der erhofften Umsatzdynamik fehlt. Immerhin peilen die Münchner für 2025 nur noch ein Erlösplus von 1,0 bis 2,5 Prozent auf dann etwa 89 Mio. Euro an. Nach neun Monaten 2025 hat NFON davon 66 Mio. Euro eingefahren. Bei einem Anteil der wiederkehrenden Umsätze von knapp 94 Prozent lässt sich also gut ausrechnen, wo das Unternehmen am Jahresende steht.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Umsatzerlöse1
57,12
67,60
75,89
80,79
82,34
87,34
89,00
EBITDA1,2
-6,98
2,32
-2,03
-5,27
6,80
10,83
10,80
EBITDA-Marge %3
-12,22
3,43
-2,68
-6,52
8,26
12,40
12,13
EBIT1,4
-9,99
-1,83
-8,97
-12,03
-0,52
2,66
3,25
EBIT-Marge %5
-17,49
-2,71
-11,82
-14,89
-0,63
3,05
3,65
Jahresüberschuss1
-10,92
-2,24
-8,91
-15,58
-0,80
0,71
2,30
Netto-Marge %6
-19,12
-3,31
-11,74
-19,29
-0,97
0,81
2,81
Cashflow1,7
-7,19
1,15
-1,76
-3,87
6,84
9,41
8,60
Ergebnis je Aktie8
-0,77
-0,15
-0,54
-0,94
-0,05
0,04
0,15
Dividende je Aktie8
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
Zur weiteren Einordnung: Die Zahl der aktiven Nebenstellen (Seats) – bei NFON regelmäßig eine wichtige Kennzahl – liegt nach neun Monaten 2025 mit gut 648.000 um rund 2,6 Prozent hinter dem vergleichbaren Vorjahreswert. Das zeigt, wie verhalten die Unternehmen bei ihren Investitionen noch immer agieren. Positiv ist derweil, dass der Free Cashflow von NFON nach neun Monaten 2025 mit 2,0 Mio. Euro (Vorjahr: 2,7 Mio. Euro) ein Beleg für das gute Cash-Management sowie die unveränderte Stärke zur Umsetzung von Investitionen in das künftige Wachstum ist. Dabei sollen die verbesserten Kundenerfahrungen sowie das Upselling von Premium-Lösungen den Cashflow weiter vorantreiben. „Wir haben unsere strategischen Initiativen im dritten Quartal konsequent vorangetrieben und damit die Weichen für nachhaltiges Wachstum gestellt. Die erfolgreiche Einführung mehrerer neuer KI-Lösungen unterstreicht unsere hohe Innovationsgeschwindigkeit und Umsetzungsstärke“, sagt CEO Andreas Wesselmann.
Mut macht auch, dass NFON nicht von der bisherigen Mittelfristplanung abrückt, die bis 2027 ein zweistelliges Umsatzwachstum bei einer bereinigten EBITDA-Marge von mehr als 15 Prozent vorsieht. Zum Vergleich: Für 2025 dürfte das Unternehmen eine adjustierte EBITDA-Marge von rund 13,5 Prozent zeigen. „Unsere Aufgabe ist es, NFON nachhaltig zu steuern, mit klaren Prioritäten, finanzieller Disziplin und dem Anspruch, kontinuierlich besser zu werden. Das ist kein Sprint, sondern ein Prozess, den wir mit Überzeugung und Konsequenz gestalten. Entscheidend ist, die richtigen Weichen früh zu stellen, um Wachstum, Effizienz und finanzielle Stabilität langfristig zu verbinden“, sagt CFO Alexander Beck.
Am 25. November wird NFON auf dem Eigenkapitalforum der Deutschen Börse AG in Frankfurt präsentieren. Boersengefluester.de wird vor Ort sein und sich einen Eindruck davon verschaffen, wie das Update bei den Investoren ankommt. Tatsächlich liegen von den insgesamt 16.561.124 Aktien allerdings fast 87 Prozent in eher festen Händen – allen voran Milestone Venture Capital (31,9 Prozent) und Active Ownership Capital (29,5 Prozent). Umso wichtiger, dass NFON als Gegengewicht auch bei Privatanlegern, Family-Offices und Spezialwertefonds punkten kann. Gelistet ist die Aktie im streng regulierten Handelssegment Prime Standard. An die Börse kam NFON im Mai 2018 zu einem Ausgabekurs von 12 Euro und erreichte im März 2021 mit knapp 22,90 Euro sein Rekordhoch.
INVESTOR-INFORMATIONEN
©boersengefluester.de
NFON
WKN
ISIN
Rechtsform
Börsenwert
IPO
Einschätzung
Hauptsitz
A0N4N5
DE000A0N4N52
AG
82,81 Mio. €
11.05.2018
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Foto: Freepik

