Was für ein Kursdrama in der NFON-Aktie. Seitdem das auf smarte Telefonielösungen für Geschäftskunden spezialisierte Unternehmen im August erstmals den Ausblick für 2025 nach unten anpassen musste, hat der Titel um fast 50 Prozent an Wert eingebüßt. Das entspricht einem Verlust an Marktkapitalisierung von rund 50 Mio. Euro. Gleichzeitig bedeutet der aktuelle Kurs von knapp unter 3,60 Euro ein All-Time-Low seit dem Börsenstart im Mai 2028 zu einem Ausgabepreis von 12 Euro. Zur weiteren Einordnung: Anfang März 2021 erreichte die NFON-Aktie ihr Rekordhoch bei knapp 22,90 Euro.
Was ist also passiert? Zunächst einmal ist es gar nicht mal so sehr der Umfang der Gewinnwarnungen, der die Investoren irritiert. Schließlich liegen die ursprüngliche Prognose für das um Sondereffekte adjustierte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes EBITDA) von 13,5 bis 15,5 Mio. Euro und die zuletzt im November 2025 auf eine Bandbreite zwischen 11,5 und 12,5 Mio. Euro gestutzte Vorschau immer noch vergleichsweise eng zusammen. Weit schwerer dürfte wiegen, dass die Münchner im selben Zeitraum ihre Erwartungen an das Umsatzwachstum für 2025 von ursprünglich 8 bis 10 Prozent auf nur noch 1,0 bis 2,5 Prozent drosseln mussten. Ein wesentlicher Teil davon geht sicher auf das Konto der allgemeinen Investitionszurückhaltung der Unternehmen.
Mit Blick auf den Aktienkurs spielt aber auch eine erhebliche Rolle, dass die Erwartungen der Investoren hinsichtlich der erstmals im September 2024 auf dem damaligen Capital Markets Day kommunizierten KI-Integrationen wohl doch überzogen waren. Das sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz (KI) ein zentraler Treiber für NFON bleiben. „Ja. Die KI-basierte Businesskommunikation kommt langsamer und später. Aber die Zeiten ändern sich gerade. Und wir haben dann das richtige Portfolio an KI-Lösungen“, sagt CEO Andreas Wesselmann bei seiner Präsentation auf dem Deutschen Eigenkapitalforum.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Umsatzerlöse1
57,12
67,60
75,89
80,79
82,34
87,34
89,00
EBITDA1,2
-6,98
2,32
-2,03
-5,27
6,80
10,83
10,80
EBITDA-Marge %3
-12,22
3,43
-2,68
-6,52
8,26
12,40
12,14
EBIT1,4
-9,99
-1,83
-8,97
-12,03
-0,52
2,66
3,25
EBIT-Marge %5
-17,49
-2,71
-11,82
-14,89
-0,63
3,05
3,65
Jahresüberschuss1
-10,92
-2,24
-8,91
-15,58
-0,80
0,71
2,30
Netto-Marge %6
-19,12
-3,31
-11,74
-19,29
-0,97
0,81
2,58
Cashflow1,7
-7,19
1,15
-1,76
-3,87
6,84
9,41
8,60
Ergebnis je Aktie8
-0,77
-0,15
-0,54
-0,94
-0,05
0,04
0,15
Dividende je Aktie8
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
Im Hinterkopf sollten Anleger zudem haben, dass ein Teil der neuen KI-Features von NFON erst im vierten Quartal 2025 gestartet ist und somit kaum umsatzwirksam für das laufende Jahr. Entsprechend zeigt sich Wesselmann auch auf dem Eigenkapitalforum in Frankfurt „sehr zuversichtlich“, die mittelfristigen Ziele von einer bereinigten EBITDA-Marge von mindestens 15 Prozent bei einem zweistelligen Erlöswachstum zu erreichen. Felsenfest überzeugt von der Story ist ganz offensichtlich auch Aufsichtsratsmitglied Günter Müller, der seinen Bestand über das Vehikel Milestone Venture Capital regelmäßig aufstockt und seine Position als größter Aktionär – neben Active Ownership Capital – ausbaut.
So hat Müller erst jetzt wieder einen Insiderkauf über 230.000 Aktien zu je 3,80 Euro gemeldet und so seinen wirtschaftlichen Anteil Richtung 36 Prozent gehievt. Die Analysten von NuWays sehen den fairen Wert der NFON-Aktie zurzeit übrigens bei gut 11 Euro. Nun: Zunächst einmal wären wohl die meisten Investoren froh, wenn die Notiz ihre langjährige Unterstützung im Bereich um 5 Euro zurückgewinnen könnte.
INVESTOR-INFORMATIONEN
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NFON
WKN
ISIN
Rechtsform
Börsenwert
IPO
Einschätzung
Hauptsitz
A0N4N5
DE000A0N4N52
AG
60,28 Mio. €
11.05.2018
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