Daniel Wild reduziert die Investmentstory von Mountain Alliance bei seiner Präsentation auf der Frühjahrskonferenz in Frankfurt an einer Stelle ganz extrem. „Wenn Sie unsere Company verstehen wollen, brauchen Sie sich nur Lingoda anzuschauen“, sagt der Gründer und Aufsichtsrat der auf Digitalunternehmen aus dem B2B-Umfeld ausgerichteten Beteiligungsgesellschaft. Regelmäßige Leser von boersengefluester.de kennen die Story um die Online-Sprachschule in ihren Grundzügen zwar vermutlich bereits, aber hier noch einmal die wesentlichen Eckpunkte: 2017 sind die Münchner bei Lingoda eingestiegen – im Zuge einer Portfolio-Übernahme ihres Partners Mountain Internet. Besonders hervorgehoben wurde Lingoda damals freilich nicht, auch in den Geschäftsberichten der Mountain Alliance AG von 2017 bis 2019 spielte die Online-Sprachschule keine auffällige Rolle.
Erst mit Beginn der Corona-Pandemie rückten Geschäftsmodelle wie die von Lingoda in den Fokus der Investoren. Das gilt umso mehr, weil Lingoda – im Gegensatz zu der im Herbst 2021 selbst einmal mit konkreten Börsenplänen ausgestatteten Babbel Group – nicht so sehr mit massiven Marketingbudgets und Rabatten auf Privatkunden aus ist, sondern eher den professionellen Markt für Sprachkurse adressiert. Wichtige Kunden sind Unternehmen oder auch Gesundheitsträger mit Vorbereitungskursen für ausländische Fachkräfte im heimischen Gesundheitssektor. Im Frühjahr 2021 dann das erste große Ausrufezeichen: Damals steckte das amerikanische Private Equity-Unternehmen Summit Partners als Lead-Investor umgerechnet rund 57 Mio. Euro in die Gesellschaft. Im Zuge dieser Transaktion realisierte Mountain Alliance einen ersten Teil-Exit bei der Sprachschule.
Mittlerweile hält Mountain Alliance noch rund 6,7 Prozent an Lingoda, bei einer Gesamtbewertung des Unternehmens von annähernd 300 Mio. Euro. Mit anderen Worten: Der auf das Team Daniel Wild entfallende Anteil beträgt per Ende 2023 knapp 20 Mio. Euro – und das bei einem eigenen Börsenwert von nur 21 Mio. Euro. So gesehen lässt sich die Investmentstory von Mountain Alliance momentan tatsächlich auf Lingoda reduzieren, denn alle anderen 17 Beteiligungen gibt es damit umsonst obendrauf. Fakt ist jedoch auch, dass sich der Kapitalmarkt bei Unternehmen wie Mountain Alliance spätestens seit der Zinswende nicht so sehr für stille Reserven begeistern lässt und harte Gewinne bevorzugt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | ||
Umsatzerlöse1 | 20,25 | 13,51 | 9,84 | 10,10 | 11,42 | 0,15 | 0,00 | |
EBITDA1,2 | -0,55 | -1,57 | -2,25 | -1,11 | -0,68 | -0,33 | 0,00 | |
EBITDA-Marge3 | -2,72 | -11,62 | -22,87 | -10,99 | -5,95 | -220,00 | 0,00 | |
EBIT1,4 | -1,89 | -2,21 | -2,99 | -1,82 | -1,25 | -1,03 | 0,00 | |
EBIT-Marge5 | -9,33 | -16,36 | -30,39 | -18,02 | -10,95 | -686,67 | 0,00 | |
Jahresüberschuss1 | -1,75 | -1,75 | 2,94 | 3,77 | -2,52 | -1,10 | 0,00 | |
Netto-Marge6 | -8,64 | -12,95 | 29,88 | 37,33 | -22,07 | -733,33 | 0,00 | |
Cashflow1,7 | -1,25 | -1,70 | -2,77 | -1,58 | -0,91 | -0,39 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,43 | -0,29 | 0,48 | 0,55 | -0,38 | -0,16 | -0,08 | |
Dividende je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Doch es kommt Bewegung in die Sache, was sich auch im Chartbild zeigt. „Wir gehen davon aus, dass Lingoda in den kommenden 18 bis 24 Monaten verkauft wird“, sagt Wild bei seiner Präsentation aus der von Equity Forum veranstalteten Frühjahrskonferenz. Im Raum steht dabei eine Bewertung zwischen 500 und 600 Mio. Euro. Der auf Mountain Alliance entfallende Anteil könnte sich damit auf 30 bis 40 Mio. Euro türmen. Das wiederum wäre so viel Geld, wie es die Münchner kaum auf einen Schlag in ein neues Portfolio stecken könnten, so dass ein Teil des Exit-Erlösen via Dividende ausgekehrt werden dürfte. „Lingoda ist wie ein Home Run, der unser Geschäft zurückzahlt“, sagt Daniel Wild. 2025 oder eventuell auch 2026 werden diesbezüglich also hochspannend für Mountain Alliance.
Eher kurzfristig steht der noch verbliebene Anteil am Tierbedarfshändler AlphaPet auf der Verkaufsliste. Aber auch Firmen wie Shirtinator oder Getlogics gehören (mitunter freilich schon etwa länger) zu den heißen Exit-Kandidaten. Sei es drum: Spätestens mit der Frühjahrskonferenz scheint der Funke bei den Investoren wieder stärker überzuspringen. Auch boersengefluester.de hatte erst kürzlich – im Zuge der Veröffentlichung des Geschäftsberichts 2023 – über den enormen Discount zum Substanzwert von fast zwei Dritteln berichtet (HIER). Dabei spiegelt der NAV von 6,64 Euro je Aktie nur die historische Entwicklung wider, inklusive des Entwicklungspotenzials sind ganz andere Summen darstellbar. „Ich gehe davon aus, dass unser Verkaufswert der Firmen eher bei dem Doppelten des heutigen NAV liegt“, sagt Wild. Für Aktionäre sind das ermutigende Nachrichten, zumal sich die Gesellschaft mit dem aktuell steigenden Kurs allmählich auch aus dem – muss man bei einem Börsenwert von nur knapp 21 Mio. Euro immer noch sagen – wenig attraktiven Microcap-Terrain löst und damit neue Investorengruppen adressiert.
INVESTOR-INFORMATIONEN | ||||||
©boersengefluester.de | ||||||
Mountain Alliance | ||||||
WKN | ISIN | Rechtsform | Börsenwert | IPO | Einschätzung | Hauptsitz |
A12UK0 | DE000A12UK08 | AG | 18,87 Mio. € | 21.12.2010 | Kaufen |
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