Das saftige Kursplus von in der Spitze fast neun Prozent auf die Vorlage der Neun-Monats-Zahlen zeigt: Auch ein für gewöhnlich extrem präzise prognostizierendes Unternehmen wie Mensch und Maschine Software (MuM) schafft es bisweilen, die Erwartungen der Analysten deutlich zu toppen. Jedenfalls hätte wohl kaum jemand gedacht, dass MuM im dritten Quartal 2024 ein Erlösplus von 38,7 Prozent auf knapp 94,11 Mio. Euro hinlegen wird und damit den Neun-Monats-Umsatz um 11,5 Prozent auf 270,08 Mio. Euro hievt. Allerdings haben die verkauften Softwaremodule – und hier geht es diesmal in erster Linie um Produkte des Partners AutoDesk – nicht plötzlich irgendwelche Super-Skills spendiert bekommen, sondern es handelt sich eher um eine Kette von Sonderfaktoren: Wie schon mehrfach beschrieben, hat AutoDesk sein Partnermodell Mitte September 2024 auch hierzulande von Wiederverkauf auf Provision umgestellt. Für MuM ändert sich unterm Strich dadurch kaum etwas.
Eine Besonderheit ist jedoch, dass Verträge mit einer Laufzeit von drei Jahren nun auf jeweils ein Jahr kleinportioniert werden. „Das Gewackel am Umsatz hört damit für uns auf“, sagt Chairman Adi Drotleff, der ohnehin seit jeher stärker auf den Rohertrag als eine der zentralen Größen schaut. Ihre Rechnungen bekommen die über MuM herangetretenen Kunden dabei künftig direkt von Autodesk, das Management der Softwaremodule läuft dagegen weiter über die im Scale-Segment gelistete Gesellschaft. „Sehr viele Kunden haben noch zu den alten Konditionen bestellt“, erklärt MuM-CFO Markus Paech das Q3-Phänomen. Der Ausreißer ist schon allein rational nachvollziehbar, weil etliche Nutzer sich davor gescheut haben, in die möglicherweise fehleranfällige Umstellungsphase zu kommen, und eigentlich erst für das Abschlussviertel fällige Käufe bzw. Lizenzverlängerungen sicherheitshalber vorgezogen haben. Safety first – immerhin geht es meist um hochsensible Rechenarbeitsplätze.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | ||
Umsatzerlöse1 | 185,40 | 245,94 | 243,98 | 266,16 | 320,47 | 323,31 | 342,00 | |
EBITDA1,2 | 22,75 | 36,55 | 40,33 | 44,44 | 52,67 | 56,64 | 65,20 | |
EBITDA-Marge3 | 12,27 | 14,86 | 16,53 | 16,70 | 16,44 | 17,52 | 19,06 | |
EBIT1,4 | 19,66 | 27,19 | 31,03 | 34,69 | 42,64 | 46,83 | 54,60 | |
EBIT-Marge5 | 10,60 | 11,06 | 12,72 | 13,03 | 13,31 | 14,49 | 15,97 | |
Jahresüberschuss1 | 12,47 | 18,31 | 20,90 | 23,88 | 28,91 | 31,93 | 35,00 | |
Netto-Marge6 | 6,73 | 7,45 | 8,57 | 8,97 | 9,02 | 9,88 | 10,23 | |
Cashflow1,7 | 15,23 | 26,35 | 33,73 | 36,91 | 39,05 | 50,59 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,71 | 0,99 | 1,12 | 1,26 | 1,55 | 1,72 | 2,01 | |
Dividende je Aktie8 | 0,65 | 0,85 | 1,00 | 1,20 | 1,40 | 1,65 | 1,95 |
Bis zum Jahresende werden sich die Effekte wieder weitgehend ausgleichen, zumal Q4 traditionell ohnehin stärker vom Geschäft mit eigener Software geprägt ist. Entsprechend bleibt es auch bei der Vorschau für das Gesamtjahr 2024, wonach mit einem Zuwachs des Rohertrags um 8 bis 10 Prozent auf 182 bis 185 Mio. Euro zu rechnen ist. Zur Einordnung: Nach neun Monaten 2024 steht ein Rohertrag von 135,05 Mio. Euro zu Buche, was CFO Pech im Investoren-Call als „sensationelles Ergebnis“ einstuft. Das EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) soll den Vorjahreswert von 46,83 Mio. Euro um 10 bis 20 Prozent auf dann 51,50 bis 56,20 Mio. Euro toppen. Vermutlich wird es beim EBIT eher knapp die Mitte der Bandbreite – also annähernd 54 Mio. Euro – werden. Zu hoch wird MuM die Messlatte kaum legen, denn für 2025 peilt die Gesellschaft ein sportliches Gewinnwachstum zwischen 12 und 25 Prozent an. Da hat die Basis eine nicht unerhebliche Bedeutung.
Wer sich als Investor nicht ganz so tief in die Zahlendetails einwühlen will: Die zentrale Botschaft lautet, dass Mensch und Maschine weiter wie ein Uhrwerk liefert, wobei die Ergebnisperspektiven für 2025 sogar noch ein wenig besser aussehen. Die Dividende zur nächsten Hauptversammlung am 13. Mai 2025 dürfte zwischen 1,90 und 1,95 Euro liegen, womit es die Aktie auf dem aktuellen Niveau von 57,40 Euro auf eine Rendite von etwa 3,3 Prozent bringt. Für MuM ist das ein historisch attraktiver Wert. Höchste Zeit also, dass die Notiz endlich signifikant über die Marke von 60 Euro geht. Hier war in den vergangenen Jahren nämlich regelmäßig der Deckel drauf. Mit Blick auf das noch immer vergleichsweise hohe KGV derzeit von Mitte 20, hilft die Zeit. „In vier bis fünf Jahren sehen wir das EpS (Ergebnis je Aktie) bei mindestens 344 Cent“, sagt Gründer Aldi Drotleff. Mit anderen Worten: Auf Basis des aktuellen Kurses ermäßigt sich das KGV bis spätestens 2028 auf rund 16,5. Für Neueinsteiger ist das eine faire Chance-Risiko-Kombination.
INVESTOR-INFORMATIONEN | ||||||
©boersengefluester.de | ||||||
Mensch und Maschine | ||||||
WKN | ISIN | Rechtsform | Börsenwert | IPO | Einschätzung | Hauptsitz |
658080 | DE0006580806 | SE | 912,33 Mio. € | 21.07.1997 | Kaufen |
Foto: Clipdealer