Jürgen Rotter, Vorstand der Medondo Holding, ist ganz offen: „In Sachen Investor-Relations haben wir noch nicht viel unternommen. Zunächst einmal stand die Restrukturierung im Vordergrund.“ Mittlerweile hat das aus der früheren IT-Service-Gesellschaft Amalphi hervorgegangene Unternehmen jedoch ganze Arbeit geleistet und ein neues Geschäftsmodell als Software-Anbieter für Arztpraxen aufgesetzt, die Bilanzen gestärkt und ist nun dabei, den Vertrieb über diverse Kooperationen anzuschieben. Entsprechend ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um die Sichtbarkeit am Kapitalmarkt zu erhöhen. Der erste Eindruck von boersengefluester.de ist absolut vielversprechend, zudem kommt es auch nicht alle Tage vor, dass uns mit Kai Meyer-Spradow (AG-Vorstand), Stefan Staudacher (Vertrieb) und Jürgen Rotter gleich drei Vertreter aus dem Top-Management das Kernprodukt „medondo coordinator“, das Branchenumfeld, den Finanzteil sowie die Strategie dezidiert in einem Teams-Call vorstellen.
„Es ist erstaunlich, wie wenig Überblick die meisten Ärzte über die finanzielle Situation ihrer Praxis innerhalb eines Quartals haben“, sagt Meyer-Spradow. Dabei lassen sich mit dem medondo coordinator – von der Online-Terminvergabe, über ein Patientenportal bis hin zu digitalen Rechnungen oder Kostenvoranschlägen sowie einer Social Media-Präsenz – bis zu 90 Prozent des administrativen Aufwands sparen. Wichtig: Die cloudbasierte Lösung von medondo ist eine Ergänzung, das führende System – insbesondere für die Abrechnung – bleibt das Praxisverwaltungssystem (PVS), wie es von Branchengrößen wie CompuGroup Medical oder Mediatixx angeboten wird. Via Schnittstellen lassen sich die Module aber bequem verknüpfen. „Uns ist wichtig, dass wir ein offenes System haben“, betont Staudacher. „Das ist relativ neu, die meisten Systeme sind closed shops.“
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | ||
Umsatzerlöse1 | 2,06 | 2,41 | 2,50 | 2,20 | 1,60 | 1,25 | 0,00 | |
EBITDA1,2 | -0,70 | -0,47 | -0,75 | -2,56 | -3,03 | -1,86 | 0,00 | |
EBITDA-Marge3 | -33,98 | -19,50 | -30,00 | -116,36 | -189,38 | -148,80 | 0,00 | |
EBIT1,4 | -0,72 | -0,49 | -1,05 | -4,11 | -5,24 | -4,14 | 0,00 | |
EBIT-Marge5 | -34,95 | -20,33 | -42,00 | -186,82 | -327,50 | -331,20 | 0,00 | |
Jahresüberschuss1 | -0,81 | -0,57 | -1,10 | -4,18 | -5,33 | -4,29 | 0,00 | |
Netto-Marge6 | -39,32 | -23,65 | -44,00 | -190,00 | -333,13 | -343,20 | 0,00 | |
Cashflow1,7 | -0,68 | -0,13 | -1,00 | -3,82 | -1,41 | -1,62 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | -0,08 | -0,06 | -0,11 | -0,29 | -0,35 | -0,28 | -0,13 | |
Dividende je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Größte Herausforderung ist es nun, genügend Ärzte von den Vorteilen des Produkts zu überzeugen. Das ist alles andere als ein Selbstläufer, was sich in den niedriger als gedachten Umsatzerlösen für 2023 von gerade einmal 1,25 Mio. Euro zeigt. Um mehr PS auf die Straße zu bekommen, setzt medondo nun – statt auf große interne Vertriebsteams – vermehrt auf Kooperationen mit Spezialanbietern wie dem Dentalhandelshaus Multident oder auch dem in Schleswig-Holstein ansässigen Versicherungsmakler AssCurat. Für ein anderes Modul aus dem medondo-Portfolio arbeitet die Gesellschaft künftig mit der auf die Einhaltung von Hygiene-Prozessen in Praxen fokussierten Valisy GmbH aus Berlin zusammen. Übergeordnetes Ziel ist es, innerhalb von fünf Jahren auf einen Marktanteil von 10 Prozent in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) zu kommen.
Bis Mitte 2025 will Medondo die Break-even-Schwelle erreichen. Angesichts der vielen operativen Verbesserungen und auch dem Einsparpotenzial durch die neue Vertriebsstrategie eine realistische Zielsetzung. Analyst Peter Thilo Hasler von Sphene Capital hält für 2025 ein EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 0,5 Mio. Euro für denkbar. Für 2026 kalkuliert Hasler mit einem EBITDA von 2,5 Mio. Euro und dann auch unterm Strich leicht positiven Zahlen. Das Kursziel setzt Hasler bei 2,30 Euro an – was mehr als einem Verdoppler entspricht. Nicht fehlen darf an dieser Stelle der Risikohinweis: Noch befindet sich Medondo in der Start-up-Phase, es ist also längst nicht sicher, dass die Liquidität reicht und die Gesellschaft ihre wirtschaftlichen Ziele einlösen wird.
Und selbst wenn die meisten Praxis-Teams dem Vernehmen nach unzufrieden sind mit den bestehenden Softwarelösungen und über eine Veränderung nachdenken: Am Ende heißt das noch lange nicht, dass die Wechselwilligen dann auch tatsächlich den entscheidenden Knopf drücken. Auf der Guthabenseite steht allerdings, dass für immer mehr Patienten und auch Arzthelferinnen eine hohe Digitalkompetenz ein wichtiges Kriterium für die Wahl von Arzt bzw. Arbeitgeber ist. Und Praxispersonal zu bekommen, ist schon jetzt schwierig genug. Die Rahmenbedingungen spielen Medondo trotz des wirtschaftlich schwierigen Umfelds also eher in die Karten. Dabei adressiert das Team um Vorstand Jürgen Rotter sowohl normale Arztpraxen, Zahnärzte als auch Tiermediziner.
Kapitalmarktechnisch hat boersengefluester.de darüber hinaus gut gefallen, dass die im Freiverkehr gelistete Gesellschaft Mitte Juli eine Kapitalerhöhung im Volumen von 1,5 Mio. Euro platzieren konnte, was für ein starkes Commitment der drei Investoren in das Geschäftsmodell spricht. Dabei haben die meisten Anleger die Veränderungen der vergangenen Jahre bei Medondo mit dem SaaS-basierten Geschäftsmodell rund um Praxissoftware noch gar nicht auf dem Schirm. Das dürfte sich zunehmend ändern. Boersengefluester.de wird die Entwicklung des Microcaps regelmäßig kommentieren.
INVESTOR-INFORMATIONEN | ||||||
©boersengefluester.de | ||||||
Medondo Holding | ||||||
WKN | ISIN | Rechtsform | Börsenwert | IPO | Einschätzung | Hauptsitz |
813135 | DE0008131350 | AG | 11,33 Mio. € | 18.08.2011 | Kaufen |
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