Wenn ein Spezialpharma-Unternehmen wie Medios mit Umsatzerlösen von annähernd 1.900 Mio. Euro an der Börse mit gerade einmal knapp 317 Mio. Euro bewertet wird, sieht das auf den ersten Blick nach einer krassen Unterbewertung aus. Tatsächlich ist die SDAX-Aktie nach der anhaltend schwachen Performance auch günstig zu haben und bietet entsprechend gute Chancen. Die üblichen Pharma-Multiples mit KGVs nördlich von 15 oder gar 20 sind für Medios jedoch in ferner Reichweite. Das liegt zunächst einmal daran, dass die Berliner gar kein klassischer Medikamentenentwickler sind, sondern als Großhändler Apotheken und Herstellbetriebe mit Wirkstoffen in Indikationen Onkologie, Neurologie oder auch Autoimmunerkrankungen beliefern. Zudem positioniert sich Medios immer stärker in der Herstellung von individualisierten Medikationen – etwa in der Krebstherapie – im Auftrag von Apotheken.
Ein Geschäftsmodell mit grundsätzlich viel Umsatz, aber wenig Marge. So blieb von den 1.883,04 Mio. Euro Umsatz für 2024 ein EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 62,95 Mio. Euro hängen – entsprechend einer EBITDA-Marge von 3,3 Prozent. Als zentrale Leistungskennzahl stellt Medios dabei auf das um Effekte aus aktienbasierten Vergütungsmodellen, Akquisitionen sowie performanceabhängigen Aufwendungen zur Übernahme von Herstellvolumina adjustierte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ab. Bereinigungswürdig sind für Medios aber auch die Aufwendungen für die Einführung eines neuen ERP-Systems. Bilanzpuristen finden solche Adjustierungen zwar wenig prickelnd, doch am Ende werden ja beide Kennzahlen ausgewiesen. Anleger müssen also nicht zwingend ihr Augenmerk auf das „EBITDA pre“ – so die Bezeichnung bei Medios – von 78,99 Mio. Euro für 2024 legen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Umsatzerlöse1
516,80
626,54
1.357,41
1.610,78
1.874,70
1.883,04
2.000,00
EBITDA1,2
16,37
13,09
34,64
51,21
52,41
62,95
82,00
EBITDA-Marge %3
3,17
2,09
2,55
3,18
2,80
3,34
4,10
EBIT1,4
14,39
9,54
15,26
28,97
31,37
31,67
50,00
EBIT-Marge %5
2,78
1,52
1,12
1,80
1,67
1,68
2,50
Jahresüberschuss1
7,76
6,06
7,40
18,33
18,81
12,55
28,00
Netto-Marge %6
1,50
0,97
0,55
1,14
1,00
0,67
1,40
Cashflow1,7
-0,45
-38,12
61,52
37,12
16,41
73,66
69,00
Ergebnis je Aktie8
0,65
0,38
0,37
0,77
0,79
0,51
1,10
Dividende je Aktie8
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
Gleichwohl ist es heftig zu sehen, wie die Abschreibungen von 31,29 Mio. Euro, das negative Zinsergebnis von 9,81 Mio. Euro sowie die Steuerzahlung von 9,30 Mio. Euro aus dem zunächst einmal ganz hübschen EBITDA einen vergleichsweise schmalen Überschuss von 12,55 Mio. Euro machen. Lichtblick im Geschäftsbericht 2024 ist da schon sehr viel mehr der operative Cashflow von 73,66 Mio. Euro. Trotzdem: Dividenden zahlt Medios nicht. Für markante Verschiebungen in der Bilanz sorgt derweil die im Sommer 2024 erfolgte Übernahme von Ceban Pharmaceuticals, immerhin sind der ausgewiesene Goodwill auf fast 510 Mio. Euro sowie die Netto-Finanzverbindlichkeiten auf mehr als 135 Mio. Euro signifikant nach oben geschossen. Für CEO Matthias Gärtner bietet die Transaktion jedoch wesentliche Vorteile: „Die Ceban-Übernahme öffnet uns weitere europäische Märkte und festigt unsere Position im Specialty-Pharma-Markt.“ Zudem betont CFO Falk Neukirch: „Den wesentlichen Teil der finanziellen Integration von Ceban haben wir erfolgreich abgeschlossen.“
Für das laufende Jahr bestätigt Medios die Prognose, wonach bei Erlösen von rund 2.000 Mio. Euro mit einem EBITDA pre von rund 96 Mio. Euro – entsprechend einer Marge von 4,8 Prozent (Vorjahr: 4,2 Prozent). Unter dem Strich wird es zwar erneut kräftige Abzüge geben, doch boersengefluester.de hält einen Gewinn nach Steuern von knapp 30 Mio. Euro für machbar. Das wäre dann wiederum ein nur leicht zweistelliges KGV von etwa 11 (auf 2025er-Basis). Normalerweise müsste da im Aktienchart deutlich mehr gehen als die aktuellen Kurse von knapp 12,50 Euro.
INVESTOR-INFORMATIONEN
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Medios
WKN
ISIN
Rechtsform
Börsenwert
IPO
Einschätzung
Hauptsitz
A1MMCC
DE000A1MMCC8
AG
318,31 Mio. €
22.11.2016
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