Sichtlich gut aufgelegt sind MBB-Chairman Christof Nesemeier und CFO Torben Teichler bei ihrer Präsentation auf den Hamburger Investorentagen (HIT) Ende August 2025. Das wiederum ist kein Wunder, denn die in Berlin ansässige Mittelstandsholding hält etwas mehr als die Hälfte aller Aktien des Börsenhighflyers Friedrich Vorwerk. Das allein sollte für ein Dauerlächeln gut sein – selbst wenn die Story des Infrastrukturspezialisten drei Jahre Vorlaufzeit und erhebliche Wachstumsschmerzen brauchte, bevor sie am Kapitalmarkt zündete. Nun: Momentan strotzt Friedrich Vorwerk nur so vor Kraft – beziehungsweise Auftragseingang. So hat sich das Projektvolumen von Vorwerk im ersten Halbjahr 2025 um 42 Prozent auf 613 Mio. Euro erhöht.
Entsprechend deckt allein der auf Vorwerk entfallende Börsenwert von 727 Mio. Euro zurzeit etwas mehr als 80 Prozent der Marktkapitalisierung von MBB ab. Bei solchen Dimensionen sind die Depotwerte der ebenfalls börsennotierten Beteiligungen an den im Automotivebereich tätigen Beteiligungen Aumann und Delignit beinahe schon zu vernachlässigen. Von den nicht gelisteten Töchtern ganz zu schweigen. Dabei rückt Nesemeier bei seiner Präsentation insbesondere die IT-Security-Gesellschaft DTS IT ins Rampenlicht. Das bereits seit 2008 im Portfolio befindliche Unternehmen kommt zurzeit auf deutlich zweistellige Wachstumsraten bei zuletzt knapp 100 Mio. Euro Umsatz und hat darüber hinaus einen lukrativen Großauftrag im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich an Land gezogen. „Vorwerk und DTS sind die Stars in unserem Portfolio“, sagt Nesemeier folgerichtig.
Und da nicht nur boersengefluester.de weiß, wie kapitalmarktaffin Nesemeier ist, drängt sich in Hamburg beinahe die Frage auf, ob DTS IT nicht der nächste IPO-Anwärter für MBB ist. Doch Nesemeier hält sich diesbezüglich überraschend bedeckt. „Ja, DTS ist potenziell der nächste Börsenkandidat. Aber für ein IPO ist derzeit nicht die richtige Zeit.“ Entsprechend müssen Anleger ein solches Kapitalmarktszenario für das in Herford ansässige Unternehmen nach hinten schieben. Nun: Ganz überraschend kommt die Aussage von Nesemeier wiederum nicht, da MBB ihre Töchter traditionell zu sportlichen Preisen an die Börse bringt, was wiederum ein funktionierendes Neuemissionsumfeld und robuste Kapitalmärkte erfordert. Vielmehr scheint es so, als wenn sich MBB zurzeit eher nach Verstärkungen – sprich Akquisitionen – für seine Töchter umsieht.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Umsatzerlöse1
592,06
689,24
680,33
896,45
954,62
1.068,38
1.100,00
EBITDA1,2
80,97
85,73
55,90
87,98
78,19
149,05
152,00
EBITDA-Marge %3
13,68
12,44
8,22
9,81
8,19
13,95
13,82
EBIT1,4
54,39
56,16
19,00
44,57
33,92
99,04
103,00
EBIT-Marge %5
9,19
8,15
2,79
4,97
3,55
9,27
9,36
Jahresüberschuss1
34,60
10,72
-11,57
24,15
24,25
66,73
66,00
Netto-Marge %6
5,84
1,56
-1,70
2,69
2,54
6,25
6,00
Cashflow1,7
69,23
56,00
59,12
35,37
126,36
194,19
160,00
Ergebnis je Aktie8
4,44
2,14
-1,61
2,00
2,10
6,93
5,50
Dividende je Aktie8
0,70
1,76
1,98
1,00
1,01
3,33
1,50
Bezogen auf DTS IT ginge es dann also darum, das Unternehmen überhaupt erst einmal auf eine sinnvolle Börsengröße zu bringen. Aber auch für Aumann sucht MBB scheinbar aktiv nach Zukäufen, um den operativen Gegenwind aufzufangen. Und auch Delignit-Vorstand Markus Büscher bestätigt uns im Einzelgespräch auf den von Montega organisierten Hamburger Investorentagen: „Ich habe gerade deutlich mehr M&A-Deals auf dem Tisch als je zuvor.“ Gut möglich also, dass sich hier demnächst etwas konkretisiert. Finanziell ist der MBB-Verbund mit einem Netto-Cash von zuletzt gut 457 Mio. Euro – davon 292 Mio. Euro in der Holding – ohnehin sehr stark aufgestellt. Spannend aber allemal der Hinweis von Chairman Christof Nesemeier, dass eine Buy-and-build-Strategie derzeit viel wahrscheinlicher ist, als einen komplett neuen Strang neben den existierenden Töchtern aufzumachen. Das hörte sich vor gut einem Jahr, damals freilich noch in einer anderen Managementkonstellation, durchaus anders an (siehe dazu unseren Beitrag HIER).
Losgelöst davon zeigt MBB zum Halbjahr 2025 um fast 17 Prozent auf 545,55 Mio. Euro verbesserte Umsatzerlöse. Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) klettert dazu überproportional um 36,8 Prozent auf 76,37 Mio. Euro – entsprechend einer EBIT-Marge von ziemlich genau 14 Prozent. Für das Gesamtjahr peilt MBB Erlöse zwischen 1.000 und 1.100 Mio. Euro sowie eine EBITDA-Rendite von 11 bis 14 Prozent an. „Das obere Ende der Umsatz- und EBITDA-Guidance ist durchaus realistisch“, sagt CFO Torben Teichler. Spannend auch der Einblick von Teichler in das Wertpapierdepot von MBB. Neben Gold und Anleihen handelt es sich dabei um ein globales Largecap-Portfolio mit Titeln wie zum Beispiel Microsoft, das komplementär zum eigenen Unternehmensportfolio steht.
Last but not least darf bei MBB nicht der Hinweis auf die verlässliche Dividendenpolitik fehlen. Neben der kontinuierlich steigenden Basisdividende schütteten die Berliner für die vergangenen 16 Jahre zusätzlich 6 Mal einen Bonus aus. „Wir wollen einen Aristokraten im Sinne der Dividende sehen“, sagt Firmengründer Nesemeier. Insgesamt also eine runde Investmentstory, dessen zurzeit größte Stärke – die Mega-Performance von Friedrich Vorwerk – allerdings auch das potenziell größte Korrekturrisiko darstellt. Nun: Auf die lange Sicht verschieben sich solche Betrachtungen dann wiederum sehr schnell, zumal Nesemeier in Hamburg einmal mehr betont, dass er das Familienunternehmen MBB generationsübergreifend aufgestellt sieht. So gesehen ist dann jetzt doch ein guter Zeitpunkt, um sich mit der im SDAX enthaltenen MBB-Aktie zu beschäftigen.
INVESTOR-INFORMATIONEN
©boersengefluester.de
MBB
WKN
ISIN
Rechtsform
Börsenwert
IPO
Einschätzung
Hauptsitz
A0ETBQ
DE000A0ETBQ4
SE
871,96 Mio. €
23.06.2008
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