Das 1-on-1-Programm und die offiziellen Präsentationen auf Kapitalmarktkonferenzen sind meist sportlich geplant. Da machte auch die von Equity Forum veranstaltete Frühjahrskonferenz in Frankfurt keine Ausnahme. Insbesondere für neue Unternehmen wie LM Pay hätten wir uns gern mehr Zeit genommen. Nur gut, dass wir uns kurz zuvor bereits einen digitalen Investorencall mit CEO Jakub Czarzasty angesehen hatten. Der war dann aber tatsächlich der Erstkontakt von boersengefluster.de mit dem in Warschau ansässigen FinTech-Unternehmen, das seit Ende November 2023 mit einer Notiz im Düsseldorfer Freiverkehr ausgestattet ist. Aktuelle Marktkapitalisierung: Knapp 27 Mio. Euro, wovon etwa ein Drittel dem Streubesitz zuzurechnen ist.
Das Listing in Deutschland hat Czarzasty bewusst gewählt, weil er sich hierzulande eine höhere Bewertung und mehr Akzeptanz für sein grundsätzliches Geschäftsmodell erhofft als es in der vergleichsweise kleinen polnischen Börsenszene möglich ist. LM Pay steht dabei salopp gesagt für „Let Me Pay“ und deutet bereits an, worum es geht. So hat sich das 2014 gegründete Unternehmen auf die Finanzierung von kleineren Schönheitseingriffen wie Zahnbleaching oder Lippenunterspritzungen spezialisiert. Der andere Klassiker „Brustvergrößerungen“ ist da schon eine vergleichsweise große Finanzierung. Mehr als 90 Prozent der Kunden sind Frauen. Je nach Finanzierungsmodell – MediPay oder MediRaty (Dental) – liegt der durchschnittliche Kredit bei umgerechnet 440 bzw. 1.500 Euro. LM Pay spielt dabei in die Karten, dass auch die polnischen Krankenkassen zurückhaltend bei der Finanzierung derartiger Eingriffe sind. Da bietet das unkomplizierte Finanzierungsmodell von LM Pay eine attraktive Alternative für die Patienten.
Die wesentlichen Themen für die Beschleunigung der Wachstumsstory sind der Ausbau des Vertriebsnetzwerks sowie eine stärkere Internationalisierung außerhalb Polens. Wichtig ist auch, dass die Refinanzierungskosten gesenkt werden. „Die sind noch zu hoch“, räumt Czarzasty ein. Zudem adressiert das Unternehmen – neben neuen Märkten wie momentan Rumänien – auch Kfz-Versicherungen als zusätzliches Geschäftsfeld. Derweil liegt das Ausfallrisiko bei den Krediten mit rund 3 Prozent auf einem überraschend niedrigen Niveau und soll sogar noch weiter sinken. Offenbar haben die Patienten gegenüber den Krankenhäusern oder Praxen eine höhere Zahlungsmoral als in vielen anderen Konsumentenbereichen. Für das Geschäftsjahr 2025 rechnet der Vorstand mit einem kräftigen Anstieg der Umsatzerlöse auf umgerechnet 7,5 bis 9,8 Mio. Euro. Das EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) soll zwischen 1,6 und 2,8 Mio. Euro erreichen. Skaleneffekte spielen also eine wichtige Rolle.
Insgesamt stuft boersengefluester.de die LM Pay-Aktie als interessante Bereicherung für den deutschen Kurszettel ein. Das Management macht dabei einen geerdeten Eindruck. Gecovert wird die Aktie von mwb Research mit einem Kursziel von zurzeit 63 Euro. Nicht ganz einfach ist es allerdings, eine geeignete börsennotierte Peergroup zu formulieren. Firmen wie Multitude, Eleving Group oder der offiziell delistete Factoringspezialist aifinyo weisen nur in Ansätzen Ähnlichkeiten auf. Am ehesten gleicht LM Pay wohl der in Siegburg ansässigen nicht börsennotierten medipay GmbH, die wiederum mit M1-Beauty – der wichtigsten Tochter von M1 Kliniken – zusammenarbeitet. Boersengefluester.de hat die Aktie von LM Pay jedenfalls in seine Datenbank aufgenommen und wird die weitere Entwicklung schon allein deshalb verfolgen. Wäre doch schön, wenn der Titel mehr Aufmerksamkeit bekommen würde.
INVESTOR-INFORMATIONEN
©boersengefluester.de
LM Pay
WKN
ISIN
Rechtsform
Börsenwert
IPO
Einschätzung
Hauptsitz
A3EWU0
PLLMPAY00016
SA
27,44 Mio. €
21.11.2023
Foto: Shutterstock