Am Ende folgt bei LAIQON alles einem Masterplan. Wer sich etwa gefragt hat, ob die Anfang des Jahres kommunizierte Verdopplung der Vertriebskapazitäten für das im Bereich Vermögensmanagement tätige Unternehmen eventuell nicht ein wenig überdimensioniert ist, bekommt jetzt die Antwort in Form des Deutschlandgeschäfts der Frankfurter Investmentboutique MainFirst. Konkret geht es um ein Portfolio aus Publikums- und Spezialfonds im Volumen von bis zu 2,5 Mrd. Euro, was künftig unter der Flagge von LAIQON läuft. Zudem übernehmen die Hamburger die MainFirst Affiliated Fund Managers aus Zürich und stärken so ihre Präsenz im so wichtigen Finanzplatz Schweiz. Auch wenn zum Kaufpreis Stillschweigen vereinbart wurde. Für LAIQON ist es ein großer Deal, den wohl niemand so auf dem Schirm hatte.
Immerhin standen in der Außendarstellung zuletzt eher die Digitalaktivitäten von LAIQON – insbesondere die so wichtige Kooperation mit UNION-Investment und eine mögliche Ausweitung auf weitere White-Label-Partner – im Vordergrund. Dabei hatte CEO Achim Plate auf Kapitalmarktkonferenzen immer wieder auf das Zusammenspiel von Künstlicher Intelligenz (AI) und klassischem Expertenwissen (IQ) von Vermögensberatern und Fondsmanagern hingewiesen – nicht nur wegen der Komposition des Firmennamens LAIQON. „Wir stellen unser Asset-Management hybrid auf“, betont Plate jetzt noch einmal den Ansatz im Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de – unmittelbar nach der Veröffentlichung der News.
Hochgerechnet auf das Gesamtjahr – die wirtschaftliche Übernahme der Einheiten erfolgt zum 1. August 2025 – soll die Transaktion einen Umsatzeffekt von rund 14 Mio. Euro haben und dürfte sofort deutlich auf die Profitabilität einzahlen. Finanziert wird die Übernahme aus dem Cashflow und der Emission einer ganz normalen Anleihe im Volumen von bis zu 10 Mio. Euro mit einem Kupon von 5,5 Prozent. „Wir sind hier sehr weit in den Gesprächen“, sagt Plate. Einen Börsenhandel in dem für professionelle Investoren adressierten Bond wird es nicht geben. Beachtlich ist der Anleihenplan schon allein deshalb, weil LAIQON in der Vergangenheit – neben Sachkapitalerhöhungen – auf Wandelschuldverschreibungen bzw. bei der Tochter LAIC zweimal auf das Token-Instrument gesetzt hat.
Großer Nachteil war, dass im Zuge dessen neue Aktien auf den Markt gekommen sind, deren Eigentümer nicht immer die erhofft festen Hände hatten. Jedenfalls ist der daraus entstandene potenzielle Aktienüberhang eine wesentliche Erklärung für die schwache Performance der LAIQON-Aktie. Insofern ist es nur logisch, dass Achim Plate sich nicht noch mehr Kursrisiko an Bord holt und die Übernahme zum Teil über Fremdkapital bezahlt. Dabei wird der gesamte Kaufpreis in mehreren Raten beglichen. Für den 10. Juli ist eine Investorenpräsentation angesetzt, auf der Plate die Motivation des MainFirst-Engagements nochmals dezidiert erläutert.
Noch spannender wird vermutlich die Präsenz-Hauptversammlung am 28. August 2025 in Hamburg. Bis dahin hatte sich Plate nämlich das Ziel gesetzt, einen neuen White-Label-Partner zu präsentieren. Zudem dürfte es bis dahin auch einen neu formulierten finanziellen Ausblick geben, der auch Zahlen zum Umsatz und Ergebnis enthält. Bislang müssen sich Anleger hier mit der nicht wirklich griffigen Kennzahl „Assets under Management“ (AuM) arrangieren. Insgesamt geht LAIQON mit der Übernahme der MainFirst-Einheiten einen großen Schritt nach vorn und lenkt den Blick – selbst wenn alles digital zusammenhängt – auch wieder auf die Cashcow im bisherigen Geschäftsmodell – das Asset Management. „In Summe sind wir mehr als eine KI-Aktie“, sagt Plate. Höchste Zeit, dass sich das in den vergangenen Jahren aufgebaute Potenzial endlich auch positiv im Aktienkurs zeigt.
INVESTOR-INFORMATIONEN
©boersengefluester.de
LAIQON
WKN
ISIN
Rechtsform
Börsenwert
IPO
Einschätzung
Hauptsitz
A12UP2
DE000A12UP29
AG
80,33 Mio. €
28.10.2005
Kaufen
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Umsatzerlöse1
8,22
27,74
26,12
21,58
30,75
31,00
42,00
EBITDA1,2
-9,68
6,96
4,61
-9,95
-4,69
-3,82
2,00
EBITDA-Marge %3
-117,76
25,09
17,65
-46,11
-15,25
-12,32
4,76
EBIT1,4
-10,94
3,21
1,25
-14,66
-11,08
-10,31
-4,00
EBIT-Marge %5
-133,09
11,57
4,79
-67,93
-36,03
-33,26
-9,52
Jahresüberschuss1
-0,09
2,50
6,63
-10,54
-12,87
-7,96
-4,10
Netto-Marge %6
-1,10
9,01
25,38
-48,84
-41,85
-25,68
-9,76
Cashflow1,7
1,42
-0,95
19,96
-2,77
-10,74
-3,31
2,00
Ergebnis je Aktie8
-0,01
-0,05
0,39
-0,67
-0,51
-0,25
-0,19
Dividende je Aktie8
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
Foto: Shutterstock