Normalerweise liefern die Zahlen von KAP zum dritten Quartal 2025 keine Inspiration, die für eine fundamentale Neueinschätzung der Aktie sprechen. Zu sehr kämpft die Mittelstandsholding noch immer mit dem schwierigen konjunkturellen Umfeld, insbesondere bei den Portfoliounternehmen, die stark im Automotivebereich verankert sind. Ein Lichtblick ist immerhin die Entwicklung im Segment „Flexible Films“, wo KAP insbesondere Spezialfolien für Swimmingpools herstellt. Hier hat sich die zum Halbjahr bereits ansprechende Ergebnisentwicklung im dritten Quartal nochmals aufgehellt. So verbesserte sich das um Sondereffekte adjustierte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen – KAP bezeichnet diese Steuerungsgröße als normalisiertes EBITDA – nach neun Monaten 2025 innerhalb des Segments um 26,4 Prozent auf 13,4 Mio. Euro.
Zum Vergleich: Auf Konzernebene stieg das normalisierte EBITDA im selben Zeitraum um 20,7 Prozent auf 17,5 Mio. Euro, was andererseits aber eben auch zeigt, wie niedrig dosiert zurzeit die Ergebnisbeiträge der beiden anderen Segmente „Engineered Products“ (technische Textilien) sowie „Surface Technologies“ (Beschichtungen) sind. Nun: Isoliert gesehen kommt ein prozentualer EBITDA-Zuwachs leicht nördlich von 20 Prozent in der aktuellen Zeit vielleicht sogar ganz ansprechend daher und spiegelt zum Teil auch die bereits gemachten operativen Fortschritte bei der Restrukturierung wider. Allerdings ist die Vergleichsbasis von 2024 mit 14,5 Mio. Euro doch ziemlich niedrig und taugt daher nicht wirklich als Messlatte für die eigenen Ansprüche.
Immerhin lag das normalisierte EBITDA in früheren Jahren regelmäßig deutlich über 25 Mio. Euro. Zudem reicht die aktuelle Dynamik nur aus, um die bisherigen Prognosen für das Gesamtjahr 2025 – Umsatz: 245 bis 265 Mio. Euro, normalisiertes EBITDA: 19 bis 23 Mio. Euro – am jeweils unteren Ende der avisierten Bandbreiten zu erfüllen. Zum Halbjahr 2025 gab es diese Konkretisierung des Ausblicks noch nicht. Insofern stellt sich die operative Entwicklung doch ein Stück unvorteilhafter dar, als bislang vom Vorstand vermutet. „Aktuell gibt es wenig Anzeichen für eine kurzfristige Erholung oder ein spürbares Anziehen der Nachfrage aus wichtigen Kundengruppen im Automotive-Sektor. Positiv können wir feststellen, dass das eingeleitete Maßnahmenbündel zu Effizienzsteigerungen und Rentabilitätsverbesserungen führt, wenngleich noch nicht in zufriedenstellendem Umfang“, sagt KAP-Vorstandssprecher Marten Julius.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Umsatzerlöse1
372,80
322,66
345,62
433,47
285,60
252,50
247,00
EBITDA1,2
36,17
34,14
56,58
43,51
56,63
16,34
14,00
EBITDA-Marge %3
9,70
10,58
16,37
10,04
19,83
6,47
5,67
EBIT1,4
-10,58
4,18
31,43
6,63
3,51
-26,38
-7,00
EBIT-Marge %5
-2,84
1,30
9,09
1,53
1,23
-10,45
-2,83
Jahresüberschuss1
-14,12
-2,68
39,86
-1,69
-0,11
-45,65
-17,00
Netto-Marge %6
-3,79
-0,83
11,53
-0,39
-0,04
-18,08
-6,88
Cashflow1,7
35,51
55,21
8,31
16,89
18,52
16,75
11,00
Ergebnis je Aktie8
-1,82
-0,35
5,14
-0,22
-0,02
-5,88
-2,19
Dividende je Aktie8
0,00
1,75
1,00
1,50
0,00
0,00
0,00
Nun: Nachdem sich boersengefluester.de in den vergangenen drei Tagen auf dem Eigenkapitalforum 2025 der Deutschen Börse AG in Frankfurt extrem viele Präsentationen angesehen und Einzelgespräche mit Vorständen und Analysten geführt hat, wundert einen die Konkretisierung der Prognose von KAP eher nicht. Noch immer ist das konjunkturelle Umfeld für viele Unternehmen enorm schwierig und die Hoffnung auf bessere Zeiten hat sich vom zweiten Halbjahr 2025 auf 2026 verschoben. Ein Zustand, mit dem sich der Kapitalmarkt zurzeit arrangieren muss – und es vielfach auch tut. Derweil ist die KAP-Aktie zuletzt trotzdem stark unter Druck geraten und hat eine Lücke zwischen fundamentaler Entwicklung und Chartverlauf aufgerissen. Und genau hier liegt die Chance, denn beim jüngsten Ausverkauf von Ende Oktober 2025 sind einige Anleger – ausgelöst durch eine in dieser Art für unseren Geschmack zweifelhafte Berichterstattung eines Börsenportals – in die Psychofalle getappt.
Worum ging es? So hat die BaFin bei einer anlassunabhängigen Überprüfung der Bilanzen von KAP für das Jahr 2023 einige Punkte identifiziert, die nach Auffassung der Finanzaufsicht nicht den internationalen Rechnungslegungsstandards IFRS entsprechen. Konkret geht es um drei Themenfelder, über die man vermutlich trefflich streiten kann, ob sie wirklich von wesentlicher Natur sind. Fakt ist jedoch, dass kein Bußgeld verhängt oder eine sonstige Berichtigung erzwungen wurde. Aus genau dieser Gemengelage wurde nun via reißerischer Schlagzeile und der Weiterleitung zu einer vermeintlich exklusiven Analyse ein Sturm im Wasserglas entfacht. Klassischer Clickbait-Journalismus, der mit Reizwörtern wie „BaFin“ und „Panik“ die Gemüter aufheizt. Da hatte es die wenig später veröffentlichte sachliche Stellungnahme von KAP (HIER) deutlich schwerer, Gehör zu finden. Tatsächlich ist das Thema mit dem Ende April 2025 veröffentlichten Geschäftsbericht für 2024 ohnehin vom Tisch.
Unverändert aktuell sind derweil die Aufgaben des Managements, KAP operativ wieder auf Kurs zu bringen. „Wir müssen und werden unsere Maßnahmen in einem sich dynamisch ändernden Marktumfeld ausweiten und auch die Umsetzungsgeschwindigkeit unserer Transformation erhöhen“, sagt Marten Julius. An der Börse bringt es KAP zurzeit nur auf einen Börsenwert von rund 32 Mio. Euro – bei Netto-Finanzverbindlichkeiten von gut 68 Mio. Euro. Wir wollen jetzt gar nicht das Eigenkapital von zuletzt noch immer mehr als 100 Mio. Euro als Argument für eine Kurswende benutzen. Viel interessanter findet boersengefluester.de die Relation von Unternehmenswert zum erwarteten EBITDA.
INVESTOR-INFORMATIONEN
©boersengefluester.de
KAP
WKN
ISIN
Rechtsform
Börsenwert
IPO
Einschätzung
Hauptsitz
620840
DE0006208408
AG
32,01 Mio. €
15.05.1987
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Foto: Freepik


