Marten Julius, Vorstandssprecher von KAP, nimmt im Vorwort des Halbjahresberichts 2025 kein Blatt vor den Mund: „Das derzeitige Ergebnisniveau entspricht weder unseren eigenen Ansprüchen noch Ihren berechtigten Erwartungen.“ So hat die vergleichsweise stark am Automotivesektor hängende Mittelstands-Holding in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres das um Sondereffekte adjustierte EBITDA (normalisiertes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) zwar von 14,4 auf 15,1 Mio. Euro vorangebracht. Letztlich zehrt das anhaltend schwierige ökonomische Umfeld aber unverändert einen nicht unerheblichen Teil der Fortschritte aus den laufenden Effizienzprogrammen bei den Tochterunternehmen wieder auf.
Folglich setzt KAP weiter auf die Straffung interner Strukturen und Prozesse. Bei einem wieder anziehenden Gesamtmarkt müsste es dann also zu kräftig verbesserten Ergebnissen kommen. Noch ist KAP aber umgeben von harter Realität. So sorgen insbesondere die Verschiebungen im Euro-Dollar-Chart für ein signifikant verschlechtertes Finanzergebnis von minus 9,10 Mio. Euro (Vorjahr: minus 0,87 Mio. Euro). Aus dem leicht positiven Betriebsergebnis von zum Halbjahr 308.000 Euro wird so ein Nettoverlust von 9,54 Mio. Euro. Das Ergebnis je Aktie verschlechterte sich in den ersten sechs Monaten 2025 von minus 0,57 auf minus 1,23 Euro. Mit Blick auf die Segmentebene bleibt Flexible Films (Spezialfolien) die Ertragsstütze, während sich Engineered Products (technische Textilien) und Surface Technologies (Beschichtungen) auf deutlich niedrigerem Niveau stabilisieren bzw. noch immer unter Druck stehen.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Umsatzerlöse1
372,80
322,66
345,62
433,47
285,60
252,50
255,00
EBITDA1,2
36,17
34,14
56,58
43,51
56,63
16,34
16,00
EBITDA-Marge %3
9,70
10,58
16,37
10,04
19,83
6,47
6,28
EBIT1,4
-10,58
4,18
31,43
6,63
3,51
-26,38
-6,30
EBIT-Marge %5
-2,84
1,30
9,09
1,53
1,23
-10,45
-2,47
Jahresüberschuss1
-14,12
-2,68
39,86
-1,69
-0,11
-45,65
-15,00
Netto-Marge %6
-3,79
-0,83
11,53
-0,39
-0,04
-18,08
-5,88
Cashflow1,7
35,51
55,21
8,31
16,89
18,52
16,75
11,00
Ergebnis je Aktie8
-1,82
-0,35
5,14
-0,22
-0,02
-5,88
-0,77
Dividende je Aktie8
0,00
1,75
1,00
1,50
0,00
0,00
0,00
Immerhin: Für das Gesamtjahr bestätigt Vorstand Marten Julius die bisherige Prognose. Demnach ist bei Umsätzen zwischen 245 und 265 Mio. Euro mit einem normalisierten EBITDA in einer Bandbreite von 19 bis 23 Mio. Euro zu rechnen. Unterstellt, dass KAP im zweiten Halbjahr 2025 ein ähnlich großes normalisiertes EBITDA von 7,5 Mio. Euro wie in der Vergleichsperiode 2024 erzielt, käme das Unternehmen im laufenden Jahr bei einem normalisierten EBITDA von etwa 22,5 Mio. Euro – also sogar im oberen Bereich der kommunizierten Bandbreite – heraus. Dennoch hat boersengefluester.de die Ergebnisschätzungen auf den unterschiedlichen Leveln – von EBITDA bis Jahresüberschuss – nochmals nach unten angepasst. Insbesondere die Dimension des Währungseffekts hatten wir so nicht auf der Rechnung. Nun: Das Thema Dividende steht zurzeit ohnehin weit hinten an.
Auf Bilanzebene fällt derweil der im Wesentlichen mit dem Halbjahresverlust korrespondierende Rückgang des Eigenkapitals auf 107,67 Mio. Euro auf. Das ist gleichbedeutend mit einem Eigenkapital von 13,86 Euro je Aktie. Mit anderen Worten: Beim aktuellen Kurs von 8,80 Euro notiert die KAP-Aktie weit unter Buchwert. Zu beobachten gilt es derweil die enormen Verschiebungen innerhalb der Finanzverbindlichkeiten von 59,5 Mio. Euro rein in die kurzfristige Klassifizierung. Hintergrund ist hier der Ende April 2026 auslaufende Konsortialkreditvertrag. Die neuen Konditionen bei der Verlängerung bzw. Refinanzierung geben schließlich auch die Marschroute des künftigen Zinsergebnisses vor. Zuletzt – mit Vorlage des Geschäftsberichts Ende April 2024 – sah es diesbezüglich aber entspannt aus.
Unter dem Strich bleibt die Kursentwicklung mit einem nahezu Rekordtief freilich sehr ernüchternd. Zwischenzeitliche Erholungsversuche werden immer wieder abgewürgt. Dabei sollte die Summe der Einzelteile sehr viel mehr wert sein als der Börsenwert der gesamten Gruppe von zurzeit nur 68 Mio. Euro. Aber es braucht viel Geduld bei der KAP-Aktie, selbst wenn einzelne Sparten wie Flexible Films sehr robuste Zahlen liefern. Mitunter sieht es aber so aus, als ob KAP und die Wirtschaft sich ein Hase-Igel-Rennen liefern. Egal, wie sehr sich KAP mit Effizienzprogrammen auch anstrengt, die schwache Konjunktur kriegt alles klein. Nun: Dieser Zustand wird nicht ewig halten und kommen sicher auch wieder bessere Zeiten. Gerade für Privatanleger sind die aktuellen Nullrunden bei der Dividende dann doch ein erheblicher Einschnitt in die Investment-Story.
INVESTOR-INFORMATIONEN
©boersengefluester.de
KAP
WKN
ISIN
Rechtsform
Börsenwert
IPO
Einschätzung
Hauptsitz
620840
DE0006208408
AG
67,97 Mio. €
15.05.1987
Kaufen
Foto: Shutterstock