Überraschende Entscheidung von KAP-Vorstand Marten Julius zu Beginn des vierten Quartals: „Auf Basis einer gründlichen Überprüfung aller strategischen Optionen und Wachstumschancen des Segments Precision Components haben wir entschieden, dieses Segment zu verkaufen.“ Nun, ökonomisch ist der Deal absolut nachvollziehbar. Trotz Investitionen von knapp 24 Mio. Euro seit 2018 für den Bereich Precision Components (Zahnräder, Spezialantriebe, Sensorabdeckungen) blieb das umsatzmäßig kleinste Segment der Beteiligungsgesellschaft renditetechnisch meist deutlich hinter den restlichen Aktivitäten zurück. Daran ändert auch der deutliche Turnaround von 2023 nur wenig, zumal Precision Components im ersten Halbjahr 2024 bereits wieder spürbar unetr den Vorjahreswerten blieb, auch eine Folge der hohen Abhängigkeit vom zurzeit so schwierigen Automotive-Umfeld.
Daher zieht der Vorstand nun den Stecker und veräußert alle wesentlichen und über viele Jahre schon zum Konzernverbund gehörenden Unternehmen (Präzisionsteile Dresden, Gear Motion und Bebusch Hungaria) sowie Liegenschaften des Segments Precision Components für einen Betrag im einstelligen Millionen-Euro-Bereich an das bisherige Management. Keine Frage: Der Erlös hält sich in engen Grenzen, selbst wenn das Precision Components-Käuferteam um Christoph Bachmann und Udo Gaumann zusätzlich Lasten in Form von Pensions- und Finanzverpflichtungen übernimmt. Bei KAP selbst führt die per Ende Oktober geplante Transaktion zu einem Buchverlust im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | ||
Umsatzerlöse1 | 389,83 | 372,80 | 322,66 | 345,62 | 433,47 | 316,70 | 325,00 | |
EBITDA1,2 | 37,90 | 36,17 | 34,14 | 56,58 | 43,51 | 59,56 | 23,00 | |
EBITDA-Marge3 | 9,72 | 9,70 | 10,58 | 16,37 | 10,04 | 18,81 | 7,08 | |
EBIT1,4 | 13,84 | -10,58 | 4,18 | 31,43 | 6,63 | 3,07 | -6,00 | |
EBIT-Marge5 | 3,55 | -2,84 | 1,30 | 9,09 | 1,53 | 0,97 | -1,85 | |
Jahresüberschuss1 | 14,75 | -14,12 | -2,68 | 39,86 | -1,69 | -0,11 | -7,95 | |
Netto-Marge6 | 3,78 | -3,79 | -0,83 | 11,53 | -0,39 | -0,04 | -2,45 | |
Cashflow1,7 | 20,68 | 35,51 | 55,21 | 8,31 | 16,89 | 18,52 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 2,05 | -1,82 | -0,35 | 5,14 | -0,22 | -0,02 | -1,03 | |
Dividende je Aktie8 | 2,00 | 0,00 | 1,75 | 1,00 | 1,50 | 0,00 | 0,00 |
Hinweis: Alle Angaben sind unbereinigt um Sondereffekte
Aus der für KAP zentralen Steuerungskennzahl – dem normalisierten EBITDA – werden diese Belastungen zwar herausgerechnet, auf Netto-Ergebnisbasis und auch im Eigenkapital sind die negativen Effekte im Abschluss für 2024 aber natürlich sichtbar. Immerhin ist das Eigenkapital mit zuletzt knapp 156 Mio. Euro ausreichend dotiert, um die zu erwartende Belastung gut abzufedern. Positiv interpretiert, ist es zudem so, dass KAP sein Portfolio durch die Veräußerung nochmals strafft. „Entsprechend unserer Portfoliostrategie haben wir jetzt gehandelt – auch weil wir uns auf die Segmente mit Wertsteigerungspotenzial fokussieren wollen, in denen wir mittelfristig innerhalb unserer Gruppe den besten strategischen Fit sehen“, sagt Vorstandssprecher Marten Julius.
Unterm Strich bleibt die KAP-Aktie für boersengefluester.de ein attraktives Investment aus dem Beteiligungsbereich. Die Bewertung ist – zumindest auf bereinigter Basis – extrem niedrig. Einzig die unsicheren Dividendenperspektiven sind ein Malus für den ehemals so renditestarken Titel. Und mit dem jüngsten Aufwärtsschub im Chart hat die Aktie gezeigt, wie schnell es nach oben gehen kann. Gleichwohl wüssten wir gern, wer zuletzt so beherzt bei dem im General Standard gelisteten Papier zugegriffen hat.
INVESTOR-INFORMATIONEN | ||||||
©boersengefluester.de | ||||||
KAP | ||||||
WKN | ISIN | Rechtsform | Börsenwert | IPO | Einschätzung | Hauptsitz |
620840 | DE0006208408 | AG | 73,79 Mio. € | 15.05.1987 | Kaufen |
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