Intershop Communications: Hintergründe vom Investoren-Call

Der Aktienkurs auf All-Time-Low, tiefrote Zahlen zum Halbjahr und eine dicke Gewinnwarnung für 2025: Markus Klahn, CEO von Intershop Communications, muss so viele negative Dinge wie lange nicht mehr in einen Investorencall packen. Wir fassen alles Wesentliche zusammen und ordnen ein.
Mittwoch, 23 Jul 2025
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Aktien-Coverage

Intershop

WKN: A25421
ISIN: DE000A254211
Aktienkurs

1,46 €

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Der Aktienkurs auf All-Time-Low, tiefrote Zahlen zum Halbjahr und eine dicke Gewinnwarnung für 2025: Markus Klahn, CEO von Intershop Communications, muss so viele negative Dinge wie lange nicht mehr in einen Investorencall packen. „Das war kein leichtes Quartal“, sagt Klahn auf der Plattform von mwb Research. Dabei hat es der Anbieter von E-Commerce-Software für Anwendungen im B2B-Bereich isoliert gesehen schon schwer genug, weil die Entscheidungsprozesse bei den potenziellen Kunden einfach nicht kürzer werden und häufig genug eben gar nicht zum Abschluss führen. Zudem hat sich kurz vor der Fertigstellung eines Großprojekts herausgestellt, dass die Abnahme doch nicht wie geplant zum 30. Juni erfolgen kann. „Das Projekt belastet uns mit 1 Mio. Euro. Das tut uns weh“, sagt Klahn und spricht sogar von einem „Schlag ins Gesicht“.


Immerhin hatte sich Intershop nach schlecht kalkulierten Implementierungen schon vor geraumer Zeit von solchen Services verabschiedet und sie an Partner weitergeleitet. Umso ärgerlicher, dass ausgerechnet das letzte größere Projekt in Eigenregie so heftig ins Kontor schlägt. Und da ein Unglück selten allein kommt, wechselt mit dem Reinigungsgerätehersteller SharkNinja im kommenden Jahr auch noch ein wichtiger Kunde zum Wettbewerber Salesforce – abzulesen an den 648.000 Euro, die Intershop in der detaillierten Auflistung des Cloud-Umsatzes im Halbjahresbericht zeigt. Insgesamt zeigt das Unternehmen aus Jena für die ersten sechs Monate 2025 mit 17,24 Mio. Euro einen um 9,4 Prozent rückläufigen Gesamtumsatz. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) verschlechterte sich von minus 441.000 auf minus 892.000 Euro. Da das Auftaktviertel auf EBIT-Ebene noch leicht positiv war, entfällt auf das zweite Quartal 2025 ein Betriebsverlust von 965.000 Euro. Das schlechteste Zwischenergebnis seit Q4 2023.


Kursentwicklung aktuell
Intershop Kurs: 1,46


Boersengefluester.de erfasst aus allen Geschäftsberichten unter anderem die wichtigsten Kennzahlen aus GuV, Bilanz und Kapitalflussrechnung. Zudem erstellen wir eigene Prognosen zu den wesentlichen Eckdaten der Unternehmen – inklusive Ergebnis je Aktie und Dividende.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
  2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025
Umsatzerlöse1 31,62 33,61 36,00 36,80 37,99 38,76 33,75
EBITDA1,2 -2,32 4,47 4,42 0,42 0,87 3,29 1,40
EBITDA-Marge %3 -7,34 13,30 12,28 1,14 2,29 8,49 4,15
EBIT1,4 -6,47 1,04 1,31 -2,87 -2,53 0,07 -1,85
EBIT-Marge %5 -20,46 3,09 3,64 -7,80 -6,66 0,18 -5,48
Jahresüberschuss1 -6,77 0,79 0,81 -3,56 -3,08 -0,35 -2,30
Netto-Marge %6 -21,41 2,35 2,25 -9,67 -8,11 -0,90 -6,82
Cashflow1,7 -1,82 4,72 4,60 1,16 2,95 2,11 2,70
Ergebnis je Aktie8 -0,17 0,06 0,06 -0,25 -0,21 -0,02 -0,16
Dividende je Aktie8 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00
Quelle: boersengefluester.de und Firmenangaben


Um Intershop an die aktuellen Realitäten anzupassen, stehen Personal- und Sachaufwendungen auf dem Prüfstand. Noch ist diesbezüglich nichts spruchreif, doch CFO Petra Stappenbeck sagt klar: „Wir werden Restrukturierungsmaßnahmen durchführen.“ Wichtig für Investoren: In der bereits wenige Tage zuvor gesenkten Prognose für das Gesamtjahr 2025 sind eventuelle Effekte hieraus bereits inkludiert. Das betont CEO Markus Klahn auf der digitalen mwb-Veranstaltung jedenfalls ausdrücklich. Konkret rechnet Intershop für das laufende Jahr nun mit Umsatzeinbußen zwischen 10 und 15 Prozent – nach einem bislang erwarteten Erlösminus von 5 bis 10 Prozent. Das EBIT wird dabei voraussichtlich im negativen einstelligen Millionen-Euro-Bereich ankommen. Hier war bislang von einem leicht positiven EBIT die Rede. Eine Prognose, die eigentlich konservativ angesetzt war.


Kein Wunder, dass der Aktienkurs von Intershop empfindlich auf den aktualisierten Ausblick reagierte. In die Kategorie „Mutmacher“ gehört derweil die grundsätzlich sehr positive Resonanz der Fachkunden auf das im Mai vorgestellte „Spring 2025 Release“ mit vielen neuen KI-Modulen, die die Software noch leistungsfähiger machen. Noch hängt Intershop hier aber in der Warteschleife. „Wir haben momentan sehr lange Vertriebszyklen von rund zwölf Monaten – normal waren früher eher sechs bis neun Monate “, sagt Klahn. Sollte sich dieser Entscheidungsknoten auflösen, könnte es bei Intershop also auch zügig losgehen. Aber klar: Noch ist das Prinzip Hoffnung.


Zunächst einmal kommt es darauf an, dass Intershop die aktuell so schwierige Phase so gut es geht meistert. Dabei zeigt sich Klahn grundsätzlich auch offen für Kooperationen. Konkrete Pläne gibt es derzeit diesbezüglich aber nicht. Das gilt übrigens auch für das Thema Kapitalerhöhung, wobei Intershop mit einer Netto-Liquidität von rund 5,6 Mio. Euro und einer Eigenkapitalquote von 26,3 Prozent zum Halbjahr bilanziell noch ganz passabel dasteht. Der Börsenwert ist dabei mit gerade einmal 21 Mio. Euro – entsprechend einem Aktienkurs von 1,45 Euro – fürchterlich niedrig. Die meisten institutionellen Investoren haben das Unternehmen längst nicht mehr auf dem Radar. Das Kursziel von mwb Research beträgt 2,60 Euro – mit einer Kaufen-Empfehlung.


Um die Handlungs-Einschätzung und Bewertung der Aktie auf eine möglichst breite Basis zu stellen, bietet boersengefluester.de eine große Zahl an fundamentalen Kennzahlen sowie chartechnischen Angaben zur Performance des jeweiligen Titels.
INVESTOR-INFORMATIONEN
©boersengefluester.de
Intershop
WKN ISIN Rechtsform Börsenwert IPO Einschätzung Hauptsitz
A25421 DE000A254211 AG 21,29 Mio. € 16.07.1998 Kaufen
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Foto: Shutterstock

EoM
CHART-CHECK: Market Movers
Hier zeigen wir eine Auswahl von Aktien aus unserer Datenbank, deren Kurse sich zuletzt überdurchschnittlich stark bewegt haben.
Massiver Move nach oben
Kurs: 60,60
Q2-Zahlen kommen gut an
Kurs: 28,36
Ausblick noch optimistischer
MBB
Kurs: 171,60

Gereon Kruse ist Gründer des mehrfach preisgekrönten Finanzportals boersengefluester.de (BGFL) und seit vielen Jahren ein profunder Kenner von Kapitalmarktthemen und Experte für Datenjournalismus. Sein Spezialgebiet sind deutsche Aktien – insbesondere Nebenwerte. Zuvor war Gereon Kruse 19 Jahre beim Anlegermagazin BÖRSE ONLINE tätig – von 2000 bis Anfang 2013 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs. Tipp: Auf der BGFL-Unterseite Referenzen stellen wir regelmäßig vor, auf welchen Konferenzen und anderen Kapitalmarktveranstaltungen das in Frankfurt ansässige Team von boersengefluester.de gerade unterwegs ist.

Hinweis: Die Berichterstattung und Handlungseinschätzungen durch boersengefluester.de stellen keine Anlageempfehlungen und auch keine Empfehlung oder einen Vorschlag einer Anlagestrategie dar. Zwischen der Intershop und boersengefluester.de besteht eine entgeltliche Vereinbarung zur Soft-Coverage der Intershop. Boersengefluester.de hält keine Beteiligung an der Intershop. Boersengefluester.de nimmt Maßnahmen zur Vermeidung von Interessenkonflikten vor.

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