Die zweite Neuemission des Jahres – nach der Pfisterer Holding – ist ein echtes Wachstumspaket: Jedenfalls hat boersengefluester.de nicht schlecht gestaunt, als wir die Angaben zu Umsatz, Gewinn und allen anderen Stammdaten aus dem Emissionsprospekt beziehungsweise dem Bundesanzeiger (für Werte vor 2022) in unsere Datenbank übertragen haben. Gemeint ist die in München ansässige Innoscripta SE – ein Softwareunternehmen, das sich um die Optimierung des Forschungs & Entwicklungs-Management von Unternehmen kümmert. Konkret geht es darum, Antragsprozesse für staatliche Förderprojekte zu vereinfachen und Steueranreize bestmöglich auszunutzen. Beinahe überflüssig zu erwähnen, dass die Plattform als SaaS-Modell aufgesetzt ist. Der Fokus liegt derzeit auf Deutschland, über Frankreich und England treibt das Unternehmen die internationale Expansion voran.
„Mit dem Börsengang wollen wir unsere Markenbekanntheit und das Gesamtprofil des Unternehmens erhöhen“, sagt CEO und Gründer Michael Hohenester. Die operativen Wachstumsraten sind beeindruckend: Von Umsatzerlösen von etwas mehr als 9 Mio. Euro für 2022 ist die Gesellschaft auf zuletzt gut 37 Mio. Euro vorangekommen. Der Gewinn nach Steuern verbesserte sich in dieser Zeit von 6 auf 25 Mio. Euro. Die Netto-Umsatzrendite kletterte 2024 auf nicht alltägliche 38,8 Prozent. Für das erste Quartal 2025 weist Innoscripta ein Umsatzplus von 11,5 auf 25,6 Mio. Euro aus. Der Gewinn nach Steuern stieg dazu nochmals überproportional von 3,3 auf 10,9 Mio. Euro. So viel Expansionsdrang, Skalierbarkeit und auch Zeitgeist werden an der Börse ihren Preis haben: Bei 10 Millionen Aktien und einer Preisspanne zwischen 110 und 140 Euro kommt das Unternehmen auf einen Börsenwert von im Mittel 1.250 Mio. Euro.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Umsatzerlöse1
9,85
8,46
19,83
27,27
39,37
64,71
108,00
EBITDA1,2
3,73
0,63
7,85
9,33
15,62
37,46
52,00
EBITDA-Marge %3
37,86
7,47
39,58
34,21
39,68
57,89
48,15
EBIT1,4
3,64
0,48
7,73
9,18
15,47
37,28
51,20
EBIT-Marge %5
36,91
5,72
7,73
9,18
39,29
57,61
47,41
Jahresüberschuss1
2,41
0,29
4,99
6,10
10,27
25,09
37,00
Netto-Marge %6
24,46
3,48
25,15
22,35
26,09
38,77
34,26
Cashflow1,7
2,51
0,44
1,73
8,89
5,26
20,14
38,50
Ergebnis je Aktie8
0,24
0,03
0,50
0,61
1,03
2,51
3,70
Dividende je Aktie8
0,00
0,00
0,00
0,50
0,80
2,40
1,50
Dabei fließen der Gesellschaft keine frischen Mittel via Kapitalerhöhung zu. Sämtliche Mittel kommen aus dem Bestand der Hauptaktionäre. Normalerweise gibt es für diese Variante Abzüge in der B‑Note am Kapitalmarkt. Der Streubesitz beträgt vermutlich rund 21,4 Prozent. Das deutet auf eine enorme Volatilität in den ersten Handelswochen hin. „Innoscripta wird auch in Zukunft ein gründergeführtes Unternehmen bleiben, an dem der Gründer und CEO Michael Hohenester sowie der Co-CEO und CFO Alexander Meyer weiterhin einen signifikanten Anteil halten werden. Der Lock-Up beträgt 12 Monate für die Gesellschaft und für die abgebenden Aktionäre, vorbehaltlich bestimmter Ausnahmen“, betont die Gesellschaft. Auffällig ist, dass Innoscripta in den vergangenen Jahren wesentliche Teile des Gewinns als Dividenden ausgeschüttet hat. Für 2024 – also zur Hauptversammlung am 1. April 2025 – waren das immerhin 24 Mio. Euro bzw. 2,40 Euro je Aktie. Immerhin: Auch künftig will das Unternehmen einen markanten Teil des Überschusses an die Anteilseigner weiterreichen. Laut dem 257 Seiten umfassenden Wertprospekt beträgt die avisierte Quote 30 bis 50 Prozent.
Ein klassischer Renditewert ist die künftig im Freiverkehrssegment Scale gelistete Aktie damit freilich nicht. Anleger setzten in erster Linie auf die Wachstumskarte. Die Bewertung ist aber ambitioniert, selbst wenn boersengefluester.de bislang noch kein Analystenresearch zu Gesicht bekommen hat. Auf Basis unserer eigenen Schätzungen liegt das KGV für 2026 bei rund 25. Sei es drum: Am Ende ist Innoscripta ein Unternehmen, das sich alle Kapitalmarktteilnehmer gewünscht haben, die ein Ende der Emissionsflaute herbeisehnen. Und mit der Pfisterer Holding gab es zuletzt ja bereits einen Eisbrecher, der Lust auf mehr macht. Die beteiligten Banken sind Berenberg, Hauck & Aufhäuser sowie Warburg. Privatanleger können den Titel voraussichtlich ab dem 20. Mai 2025 über die Zeichnungsfunktionalität DirectPlace der Frankfurter Wertpapierbörse ordern. Die Erstnotiz ist für den 23. Mai 2025 geplant.
INVESTOR-INFORMATIONEN
©boersengefluester.de
Innoscripta
WKN
ISIN
Rechtsform
Börsenwert
IPO
Einschätzung
Hauptsitz
A40QVM
DE000A40QVM8
SE
1.250,00 Mio. €
23.05.2025
Foto: Shutterstock