An einer Stelle in seiner Präsentation auf dem Deutschen Eigenkapitalforum 2024 in Frankfurt sagt Jörg Leinenbach CEO von IBU-tec advanced materials, einen Satz, den boersengefluester.de zurzeit auch von vielen anderen Vorständen hört: „Es braucht einfach Zeit.“ Nachdem sich viele Prozesse in der Corona-Phase aufgrund mangelnder Teileverfügbarkeit in die Länge gezogen haben, ist es momentan vor allen Dingen die wirtschaftliche Unsicherheit, die viele Firmen bei ihren Entscheidungen zögern lässt. Und wenn es sich dann auch noch um Großprojekte handelt, können die Folgen – vor allen Dingen für mittelständische Unternehmen – höchst unangenehm werden. Bei IBU-tec advanced materials hat sich der perfekte Sturm zuletzt freilich sogar von zwei Seiten aufgebaut.
So sind die Weimarer in ihrem erklärten Wachstumssegment Batteriematerialien längst nicht so schnell unterwegs, wie es sich die Investoren der im Börsensegment Scale gelisteten Gesellschaft erhofft hatten. Zudem bekommt IBU-tec die momentan schwierige konjunkturelle Lage bei den in der Tochter BNT Chemicals gebündelten Spezialchemie-Aktivitäten voll zu spüren. Entsprechend musste der Vorstand Mitte November seine Prognosen für das Gesamtjahr drastisch kürzen. Statt einer Umsatzsteigerung um rund ein Viertel wird IBU-tec wohl nur auf Erlöse zwischen 50 und 52 Mio. Euro kommen. Zur Einordnung: Für 2023 lagen die Umsätze bei 48,23 Mio. Euro. Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) wird mit 0,70 bis 1,00 Mio. Euro sehr deutlich unter dem vergleichbaren Vorjahreswert von 2,96 Mio. Euro bleiben.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | ||
Umsatzerlöse1 | 46,57 | 48,45 | 32,96 | 44,09 | 53,94 | 48,23 | 50,00 | |
EBITDA1,2 | 6,91 | 7,12 | 6,98 | 5,53 | 6,69 | 2,96 | 0,75 | |
EBITDA-Marge3 | 14,84 | 14,70 | 21,18 | 12,54 | 12,40 | 6,14 | 1,50 | |
EBIT1,4 | 2,55 | 1,95 | 2,08 | 0,94 | 1,94 | -1,79 | -4,10 | |
EBIT-Marge5 | 5,48 | 4,03 | 6,31 | 2,13 | 3,60 | -3,71 | -8,20 | |
Jahresüberschuss1 | 2,33 | 0,87 | 1,00 | -0,24 | 1,29 | -2,49 | -5,00 | |
Netto-Marge6 | 5,00 | 1,80 | 3,03 | -0,54 | 2,39 | -5,16 | -10,00 | |
Cashflow1,7 | 3,31 | 4,23 | 4,47 | -1,13 | -3,27 | 2,41 | 1,30 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,35 | 0,22 | 0,25 | -0,05 | 0,27 | -0,52 | -1,05 | |
Dividende je Aktie8 | 0,20 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,04 | 0,00 | 0,00 |
In der Folge sackte der ohnehin taumelnde Aktienkurs auf ein Rekordtief von 5,80 Euro. Zwar hat das Management bereits umfangreiche Restrukturierungsmaßnahmen bei BNT auf die Schiene gesetzt und gibt den Turnaround auf EBITDA-Basis für 2025 als Ziel aus. Gut möglich allerdings, dass das Thema damit noch nicht erledigt ist. „Wir werden die Stellung von BNT im Konzern einer kritischen Prüfung unterziehen“, sagt Leinenbach bei seiner Präsentation auf dem Eigenkapitalforum (EKF). Solch eine Aussage lässt jedenfalls viel Interpretationsspielraum zu. Schließlich geht es auch darum, dass die klassischen Chemie-Aktivitäten nicht nachhaltig die Performance in anderen Feldern vernebeln. „Im Batteriebereich ist unsere Wachstumsstory absolut aktiv“, betont Leinenbach.
Tatsächlich hat der Manager Wort gehalten und die bei seinem EKF-Vortrag gemachte Andeutung, um eine in Kürze zu erwartende Folgenachricht zu dem Anfang Oktober 2024 gemeldeten Großauftrag mit einem Automobilkonzern zur Weiterentwicklung des Batteriematerials IBUvolt LFP402 im mittleren einstelligen Millionen-Euro-Bereich, in die Tat umgesetzt. Addiert liegt das Ordervolumen mit diesem Partner jetzt im knappen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. „Der Auftrag zeigt, dass unsere Strategie im Batteriebereich aufgeht und wir nach erfolgreicher Zusammenarbeit im Servicebereich großvolumige Aufträge mit dem entsprechenden Kunden realisieren können“, sagt der kürzlich in den Vorstand zurückgekehrte Gründer und Großaktionär Ulrich Weitz.
Wie ausgetrocknet der Aktienkurs von IBU-tec zuletzt war, zeigt derweil die Reaktion des Kapitalmarkts: In der Spitze kletterte die Notiz um mehr als 30 Prozent auf 7,60 Euro. Das entspricht einem Plus an Marktkapitalisierung von fast 9 Mio. Euro. Mit Blick auf den Buchwert von zuletzt noch immer mehr als 53,5 Mio. Euro – entsprechend 11 Euro je Aktie – ist das noch freilich weiterhin ein sehr moderates Niveau. Allerdings muss das Szenario lauten, dass IBU-tec ähnliche Transaktionen tatsächlich auch mit anderen Autokonzernen, Batteriezellherstellern oder auch Chemie-Unternehmen umsetzt. Dann wiederum geht es darum, möglichst schnell komplett andere Mengen von dem Batteriematerial herzustellen. Dafür wiederum sind komplexe Investitionen in Produktionsanlagen erforderlich, die IBU-tec gemeinsam mit den Partnern schultern will.
Daher weist der Vorstand auch immer wieder darauf hin, wie groß die Bedeutung von langfristigen Entwicklungs- und Produktionspartnerschaften ist. Keine Frage: Der Begriff auf den Langfristchart sieht trotz des jüngsten Kurssprungs noch immer ernüchternd aus. Mit den jüngsten Erfolgsmeldungen aus dem Batteriebereich zeigt die Gesellschaft aber, dass die Lage besser ist als zuletzt von Investoren vermutet. Darauf deutet auch die Einschätzung von CEO Jörg Leinenbach bei seinem Vortag auf dem Deutschen Eigenkapitalform: „Den Ausblick für 2025 schätzen wir sehr positiv ein.“ Aber es braucht eben alles seine Zeit. Und da müssen sich auch Investoren hinsichtlich ihrer Erwartungshaltung an die eigene Nase fassen.
INVESTOR-INFORMATIONEN | ||||||
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IBU-tec advanced materials | ||||||
WKN | ISIN | Rechtsform | Börsenwert | IPO | Einschätzung | Hauptsitz |
A0XYHT | DE000A0XYHT5 | AG | 32,21 Mio. € | 30.03.2017 | Kaufen |
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