Zum Schluss wurde der Investoren-Call von HMS Bergbau nochmal richtig spannend. Da verriet CEO Dennis Schwindt nämlich, dass das auf den pazifischen Raum ausgerichtete Rohstoffhandelsunternehmen die kommenden Monate mit wichtigen Konferenzen wie dem Deutschen Eigenkapitalforum in Frankfurt nutzen wird, um auf Roadshow zu gehen. Auch wenn es keine konkreten Pläne gibt: Grundsätzlich dienen derartige Präsentationen vor Investoren auch dazu, um das mögliche Interesse für Strukturmaßnahmen wie die Umplatzierung von Aktien, Barkapitalerhöhungen oder auch Anleihenemissionen auszuloten.
Für ein Unternehmen wie HMS ist das aus doppelter Hinsicht interessant: Zum einen befinden sich mehr als 75 Prozent der umlaufenden Aktien in den Händen der Gründerfamilie Schernikau. Nichts gegen einen stabilen Ankeraktionär, doch der wahre Wert einer Aktie zeigt sich an der Börse häufig erst dann, wenn man sie mit anderen teilt. Sprich: Mit einem höheren Streubesitzanteil dürfte sich auch das Interesse institutioneller Investoren an HMS Bergbau nochmals vergrößern.
Dabei hat die ehemals nur Insidern bekannte Gesellschaft durch eine aktivere Investor-Relations-Politik hier bereits deutliche Fortschritte erzielt. „Wir kommen mehr und mehr auf den Radar von Investoren“, sagt CFO Jens Moir auf der Airtime-Plattform anlässlich der Vorlage des Halbjahresberichts 2025. Gleichzeitig betont CEO Schwindt plakativ: „Geld ist unser Hauptarbeitsinstrument.“ Die Logik dahinter ist ganz einfach. Je besser die Finanzausstattung, desto mehr Schiffe für den Transport von Kohle in die für HMS wichtigen Schwellenländer als Hauptabsatzregionen.
Als Daumenregel lassen sich aus 50 Mio. Euro Kapital zwischen 300 und 500 Mio. Euro Umsatz ziehen. Das entspricht einem Faktor von 6 bis 10. Wie für Handelsunternehmen typisch, ist der Umsatz aber nicht die entscheidende Größe. Viel wichtiger ist der daraus zu erzielende Ertrag, und hier agierte HMS Bergbau in den vergangenen Jahren mit EBITDA-Margen zwischen grob 1 und 2 Prozent. Das sieht niedrig aus, doch welcher deutsche „Smallcap“ zeigt schon Umsatzerlöse deutlich oberhalb von 1 Mrd. Euro Umsatz? Die Masse macht es also.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Umsatzerlöse1
215,42
267,08
427,74
971,91
1.296,20
1.363,72
1.480,00
EBITDA1,2
2,09
5,49
5,58
15,35
15,66
20,07
20,20
EBITDA-Marge %3
0,97
2,06
1,31
1,58
1,21
1,47
1,37
EBIT1,4
2,34
2,41
5,41
14,98
15,36
19,39
19,65
EBIT-Marge %5
1,09
0,90
1,27
1,54
1,19
1,42
1,33
Jahresüberschuss1
0,51
2,81
3,20
10,39
12,44
13,25
13,00
Netto-Marge %6
0,24
1,05
0,75
1,07
0,96
0,97
0,88
Cashflow1,7
1,99
5,33
15,35
-1,23
9,98
8,54
9,00
Ergebnis je Aktie8
0,11
0,62
0,71
2,29
2,74
2,89
2,80
Dividende je Aktie8
0,00
0,00
0,04
0,77
0,92
1,05
1,05
Insofern wird interessant, welche Dynamik die Berliner aus den Mitteln der kurz vor der Jahresmitte platzierten 50-Millionen-Euro-Anleihe ziehen können. Grundsätzlich bestätigt Finanzvorstand Moir die bisherigen Prognosen für das Gesamtjahr. Die sehen bei leicht steigenden Umsätzen von rund 1.500 Mio. Euro ein EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von erneut rund 20 Mio. Euro vor. Zur Einordnung: Nach sechs Monaten 2025 kommt die Gesellschaft auf Erlöse von 642,97 Mio. Euro und ein EBITDA von 8,28 Mio. Euro. Mit Blick auf die üblichen Saisonalitäten sowie das globale wirtschaftliche Umfeld ist HMS beim Ergebnis gut in der Spur, beim Umsatz hätte es etwas mehr sein können. Aber wie gesagt: Maßgeblich ist die Profitabilität. „Bislang läuft das Jahr sehr gut“, sagt daher auch Moir.
Klar unterschätzt werden nach Auffassung von boersengefluester.de am Kapitalmarkt die potenziellen Effekte aus der kürzlich kommunizierten Ausweitung der Geschäftsaktivitäten um den Handel mit Schiffskraftstoffen und Schmierstoffen. Hier hatte HMS kürzlich die Gelegenheit beim Schopf gepackt und ein erfahrenes Händlerteam an Bord geholt. Für 2025 geht CEO Schwindt angesichts des erst startenden Betriebs noch von einer neutralen Entwicklung aus. Für die kommenden ein bis zwei Jahre hält Schwindt dann jedoch einen zusätzlichen Umsatz- und Ergebnisbeitrag von 30 bis 40 Prozent für möglich. Dabei sind die erzielbaren Margen im Kraft- und Schmierstoffbereich weitgehend deckungsgleich mit den Renditen aus dem Kohlenhandel. Nun: Vor dem Hintergrund der sich hier bietenden Möglichkeiten ist die geplante Roadshow des Managements nur folgerichtig.
Um die Investmentstory breiter aufzustellen, rückt zudem die Kommunikation der Aktivitäten im Minenbereich etwas stärker in den Fokus. So hat sich HMS bereits 2021 mehrheitlich an einem Minenprojekt für Kohle in Botswana beteiligt. Spätestens im Auftaktquartal 2026 soll hier Produktionsbeginn sein. Noch in einem sehr frühen Stadium befindet sich dagegen das Lithium/Kobalt-Projekt in Kasachstan. Zudem hält das Unternehmen 18,7 Prozent an dem ebenfalls börsennotierten kanadischen Explorationsunternehmen Belmont Resources. Für die Bewertung der HMS-Aktie ist das Belmont-Engagement freilich noch vernachlässigbar. Deutlich relevanter sind definitiv die neuen Handelsaktivitäten im Kraft- und Schmierstoffsektor.
Zurzeit kommt HMS Bergbau auf einen Börsenwert von rund 207,5 Mio. Euro – bei Netto-Finanzverbindlichkeiten (inklusive Pensionsrückstellungen) von gut 30 Mio. Euro. Angesichts der guten Ertragsperspektiven und der ungewöhnlichen Investmentstory scheint uns da noch ausreichend Luft nach oben im Aktienkurs zu sein. Angesichts der überschaubaren Handelsliquidität sind die Kursbewegungen mitunter sehr volatil. Limits sind daher Pflicht!
INVESTOR-INFORMATIONEN
©boersengefluester.de
HMS Bergbau
WKN
ISIN
Rechtsform
Börsenwert
IPO
Einschätzung
Hauptsitz
606110
DE0006061104
AG
208,41 Mio. €
08.12.2008
Kaufen
Foto: Freepik