Börsennotierte Beteiligungsgesellschaften, die sich im Venture Capital-Bereich bewegen, haben es unverändert schwer. Offenbar prallen da zwei Welten aufeinander, die nicht wirklich zusammenpassen scheinen. So wie der klassische Jahresüberschuss als zentrale Finanzkennzahl etablierter Unternehmen meilenweit von dem um alle möglichen Posten adjustierten EBITDA hipper Startups entfernt ist. Die Folge: Etliche VC-Gesellschaften aus dem heimischen Kurszettel haben ihr Geschäftsmodell radikal umgestellt oder sind sogar ganz von der Bildfläche verschwunden. Firmen wie Mountain Alliance oder die mehrheitlich dem Kulmbacher Medienunternehmer Bernd Förtsch zurechenbare Heliad gehen operativ zwar ihren Weg, die Aktienkurse notieren zurzeit aber um mehr als 50 Prozent unter ihrem Substanzwert – normal waren früher Discounts von maximal eher 30 bis 35 Prozent.
Das wiederum deutet auf ein durchaus lukratives Investmentszenario hin. Tatsächlich fand boersengefluester.de die Präsentation von Julian Kappus, Co-CEO von Heliad, auf der von GBC oragnisierten MKK Münchner Kapitalmarkt Konferenz Mitte November 2024 ziemlich gelungen – auch weil sie weitgehend ohne die üblichen Buzzwörter aus der Techszene ausgekommen ist. Zunächst einmal werden eine Reihe von Anlegern bei dem Thema Heliad wohl noch an die frühere – in eine aus Investorensicht wenig beliebte Rechtsform einer GmbH & Co. KGaA eingebettete – Heliad Equity Partners denken, die wiederum eng verbunden war mit der auf Unternehmen aus dem FinTech-Sektoren spezialisierten Beteiligungsgesellschaft FinLab. Tatsächlich haben die Frankfurter dieses Knäuel vor gut einem Jahr entwirrt und beide Gesellschaften zu einer zusammengefasst. Formal ist so aus der früheren FinLab AG die heutige Heliad geworden. „Wir operieren damit jetzt in einer sehr transparenten und aktionärsfreundlichen AG-Struktur“, sagt Kappus.
Um den Kern der Heliad-Aktienstory zu umreißen, ist es übrigens gar nicht zwingend nötig, sich mit allen der derzeit rund 30 Beteiligungen im Gesamtwert von vermutlich rund 185 Mio. Euro intensiv zu beschäftigen. Wissen sollten Anleger aber unbedingt, dass Heliad rund 4,9 Prozent der Aktien des Discountbrokers flatexDEGIRO hält. Aktueller Wert: Rund 72 Mio. Euro. „Die Beteiligung ist eine Art Liquiditätspool für uns“, sagt Kappus. Demnach wird Heliad wohl auch in einem langfristigen Szenario bei flatexDEGIRO engagiert bleiben. Gut möglich aber, dass die Aktien des SDAX-Unternehmens teilweise als Finanzierungsvehikel für potenzielle Neuengagements im Portfolio genutzt werden. Im laufenden Jahr wird es aber keine Verkäufe von flatexDEGIRO-Aktien geben, wie Kappus auf der MKK betont: „Wir glauben, dass die aktuelle Entwicklung extrem vielversprechend ist.“
Ebenfalls auf dem Schirm sollten Privatanleger haben, dass Heliad rund 1,7 Prozent an der immer wieder mit einem IPO in Verbindung gebrachten Raisin hält. Getuschelt wird bei dem insbesondere für ihr Produkt „Weltsparen“ bekannten Berliner Fintech über eine Kapitalmarktbewertung nördlich von 3 Mrd. Euro. Der auf Heliad entfallende Anteil wäre demnach gut 50 Mio. Euro wert – verglichen mit einem aktuellen Ansatz von knapp 37 Mio. Euro in der NAV-Berechnung. Sollte es im kommenden Jahr also tatsächlich zu einem Börsengang von Raison mit einer entsprechenden Bewertung kommen, dürfte die Heliad-Aktie sehr schnell als indirekter Profiteur des IPOs „gespielt“ werden. Schon eine ganze Nummer kleiner, mit rund 15 Mio. Euro NAV-Ansatz aber immer noch signifikant, ist darüber hinaus die Beteiligung von 0,7 Prozent an dem auf Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen fokussierten Energiedienstleisters Enpal.
Als „guten Kandidaten für einen Trade-Sale in 12 bis 18 Monaten“, bezeichnet Julian Kappus bei seiner MKK-Päsentation derweil den Portfoliotitel (Anteil: 40,2 Prozent) Burnhard. Fans von Gasgrills, Pizzaöfen oder auch Smokern werden das Unternehmen aus Düsseldorf sicher bestens kennen. Hochinteressant ist zudem auch der kürzlich auf die Schiene gesetzte Zusammenschluss mit Collective Ventures, der es privaten Investoren ermöglicht, einen direkten Zugang zu Co-Investments in Startups und Wachstumsunternehmen zu erhalten. Sozusagen eine „Zweitmarke de luxe“ als Alternative zur Heliad-Aktie. Ein Manko in dem Freiverkehrs-Titel bleibt ganz klar die immer noch niedrige Handelsliquidität – trotz des Streubesitzanteils von vermutlich rund 40 Prozent. Boersengefluester.de ist sicher: Spätestens mit konkreter werdenden Börsenplänen von Rasin dürfte die zurzeit bestensfalls als Wackelkontakt zu bezeichnende Beziehung zwischen Heliad-Aktienkurs und fundamentalen Rahmendaten wieder eine engere Bindung aufbauen. Geeignet ist der Titel aber nur für risikobereite Investoren.
INVESTOR-INFORMATIONEN | ||||||
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Heliad | ||||||
WKN | ISIN | Rechtsform | Börsenwert | IPO | Einschätzung | Hauptsitz |
121806 | DE0001218063 | AG | 85,79 Mio. € | 07.02.2007 | Kaufen |
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