Mit der Stimmrechtsmitteilung vom 14. November 2024 hat sich die PEN GmbH um die SNP Schneider-Neureither-Mitgründerin Petra Neureither mit einem Anteil von 7,05 Prozent als neue Aktionärin der Elumeo SE „geoutet“. Davon stammen 250.000 Elumeo-Aktien aus der im Oktober gemeldeten Kapitalerhöhung und weitere 100.000 Aktien aus dem Bestand des Elumeo-Verwaltungsratsvorsitzenden Wolfgang Boyé, der mit einem Anteil von 30 Prozent auch Großaktionär bleiben wird. Operativ blickt die auf den elektronischen Direktvertrieb von hochwertigem Edelsteinschmuck spezialisierte Berliner Gesellschaft konjunkturbedingt auf ein schwächeres Quartal zurück. Lichtblicke sind unter anderem die Internationalisierung 2.0 mit dem erfolgreichen Start der Multi-Language-Plattform und bereits umgesetzte Kosteneinsparungen von mehr als 2,3 Mio Euro. Die Redaktion von boersengefluester.de sprach mit Elumeo-CEO Florian Spatz über die kürzlich vorgelegten Neun-Monats-Zahlen, die Ziele mit #Juwelo100 sowie die Neuaktionärin PEN GmbH, die in Nebenwertekreisen einen sehr guten Ruf genießt. Für die Analysten von Montega ist die Elumeo-Aktie momentan eine Halten-Position. Die Experten von Warburg Research halten den Titel dagegen für kaufenswert.
Herr Spatz, als europäisches Unternehmen im elektronischen Direktvertrieb von hochwertigem Edelsteinschmuck bewegt sich die Elumeo SE in einem herausfordernden Marktumfeld, entsprechend mussten Sie die Prognose 2024 konjunkturbedingt anpassen. Wie bewerten Sie die aktuelle Lage des Unternehmens?
Florian Spatz: Auch wir können uns dem schwierigen konjunkturellen Umfeld nicht vollends entziehen. Insbesondere im September hatten wir bei Juwelo eine verhaltene Geschäftsentwicklung – einhergehend mit dem von der GfK gemeldeten Einbruch des Verbrauchervertrauens. Dennoch konnte sich die Elumeo SE auch im dritten Quartal 2024 behaupten, obwohl die Kaufzurückhaltung und die gestiegenen Rohstoffpreise für Gold und Silber die Rahmenbedingungen erschwerten. Unser Umsatz in den ersten neun Monaten 2024 blieb mit 33,0 Millionen Euro nahezu stabil, verglichen mit 33,3 Millionen Euro im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Auch wenn das bereinigte EBITDA um 28 Prozent auf 0,44 Millionen Euro gesunken ist, konnten wir ein positives Ergebnis erzielen. Das zeigt, dass unser Kostenmanagement und unsere strategischen Initiativen greifen.
Wie begegnen Sie den Herausforderungen durch die Kaufzurückhaltung und steigende Rohstoffpreise?
Florian Spatz: Unser ambitioniertes Kostensenkungsprogramm ist hier entscheidend. In den ersten neun Monaten 2024 konnten wir Vertriebs- und Verwaltungskosten um 1,1 Millionen Euro senken. Pro forma hätten diese Einsparungen sogar 2,7 Millionen Euro erreicht, wenn die Maßnahmen von Jahresbeginn an vollständig realisiert worden wären. Besonders im Marketing haben wir effizient gearbeitet: Trotz einer Reduktion der Marketingausgaben im Web um 22 Prozent auf 2,25 Millionen Euro konnten wir den Web-Umsatz um 4 Prozent auf 10,6 Millionen Euro steigern. Der durchschnittliche Umsatz pro Web-Kunde wuchs sogar um 16 Prozent auf 257 Euro.
Demnach gehen Sie für 2025 von weiteren Einsparungen aus?
Florian Spatz: Ja, im kommenden Jahr werden die jetzt eingeleiteten Maßnahmen ihre volle Wirkung entfalten. Zudem gehen wir von erheblichen weiteren Einsparpotenzialen aus, wenn die Reichweitenverträge des größten deutschen Kabelnetzbetreibers vereinheitlicht werden.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | ||
Umsatzerlöse1 | 51,12 | 44,09 | 42,42 | 50,68 | 45,84 | 45,39 | 44,00 | |
EBITDA1,2 | -17,49 | -2,13 | 1,22 | 2,93 | -0,46 | -1,97 | -0,50 | |
EBITDA-Marge3 | -34,21 | -4,83 | 2,88 | 5,78 | -1,00 | -4,34 | -1,14 | |
EBIT1,4 | -18,43 | -2,35 | 0,29 | 1,98 | -1,40 | -2,85 | -2,55 | |
EBIT-Marge5 | -36,05 | -5,33 | 0,68 | 3,91 | -3,05 | -6,28 | -5,80 | |
Jahresüberschuss1 | -27,40 | -2,60 | 0,15 | 9,24 | -3,33 | -3,26 | -3,00 | |
Netto-Marge6 | -53,60 | -5,90 | 0,35 | 18,23 | -7,26 | -7,18 | -6,82 | |
Cashflow1,7 | -6,29 | 0,78 | 2,43 | 1,19 | -1,42 | -0,09 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | -4,98 | -0,47 | 0,03 | 1,68 | -0,60 | -0,20 | -0,53 | |
Dividende je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
Wie steht es um die Internationalisierung bei Elumeo?
Florian Spatz: Unsere Internationalisierung 2.0, insbesondere durch die Multi-Language-Plattform, entwickelt sich überaus erfolgreich. Diese Plattform ermöglicht es uns, in Deutschland produzierte Shows automatisiert in andere Sprachen zu übersetzen und in Märkten wie Spanien, Italien und Frankreich auszustrahlen. Seit dem Launch im Juli 2024 konnten die Umsätze der neuen internationalen Sendefenster um 116 Prozent auf 74.000 Euro gesteigert werden. Das ist erst der Anfang. Wir erwarten, dass dieser Ansatz kurzfristig zum Break-even in diesem Bereich führt, da auf diese Weise die Kosten eines klassischen lokalen Sendebetriebs entfallen.
Welche Rolle spielt die Video-Shopping-App Jooli in Ihrer Strategie?
Florian Spatz: Jooli ist ein zentraler Baustein unserer digitalen Vertriebsstrategie. Mit der Umstellung auf die Open-Source-Handelsplattform Saleor haben wir die Grundlage geschaffen, die Effizienz und Nutzerbindung zu verbessern und Kundenakquisitionskosten weiter zu senken. Zugleich haben wir mit der Umstellung auf die neue Plattform die Basis geschaffen, um in Zukunft alle Apps der Elumeo-Gruppe mit der gleichen Technologie zu betreiben, was auch die Kosten der Weiterentwicklung von Jooli deutlich senkt. Außerdem können wir die Plattform auch für die Internationalisierung 2.0 nutzen, zum Beispiel dank der Multi-Currency-Fähigkeit von Saleor bei Nicht-Euro-Ländern.
Können Sie uns mehr über Ihr langfristiges Ziel „#Juwelo100“ verraten?
Florian Spatz: „#Juwelo100“ zielt darauf ab, den Umsatz im Kerngeschäft bis 2030 auf 100 Millionen Euro zu steigern. Dieses Programm ist eng mit der operativen Effizienzsteigerung und der internationalen Expansion verknüpft. Mit der Multi-Language-Plattform und der zunehmenden Bedeutung digitaler Kanäle wie Jooli sind wir auf einem guten Weg, dieses Ziel zu erreichen. Mit der Internationalisierung 2.0 liegen wir auf Wachstumskurs und über Plan.
Wie schätzen Sie die Perspektiven der Elumeo-Aktie ein?
Florian Spatz: Der Marktwert des Unternehmens liegt derzeit bei etwa 12 Millionen Euro, diese niedrige Bewertung ist auch sicherlich auch dem schwachen Umfeld für Smallcaps geschuldet. Mit einem stabilen Umsatz, effizientem Kostenmanagement und innovativen Vertriebswegen legen wir die Grundlage für nachhaltiges Wachstum. Entsprechend bietet unsere Aktie trotz des aktuell herausfordernden Umfelds langfristig deutliches Potenzial.
Trotz dieses Potenzials hat Ihr Verwaltungsratsvorsitzender Wolfgang Boyé vor Kurzem elumeo-Aktien verkauft. Wie passt das zusammen?
Florian Spatz: An uns war ein strategischer Investor mit dem Wunsch herangetreten, einen Anteil von über 5 Prozent an der Elumeo SE zu erwerben. Um ihm dies zu ermöglichen, hat unser Verwaltungsratsvorsitzender 100.000 Aktien aus seinem Bestand abgegeben, den er im Übrigen seit 2019 um mehr als 300.000 Aktien erhöht hat. Darüber hinaus hat die PEN GmbH im Rahmen einer Kapitalerhöhung 250.000 neue Elumeo-Aktien zu je 2,00 Euro gezeichnet. Mit einem Anteil von 30 Prozent ist Wolfgang Boyé auch weiterhin ein stabiler Ankeraktionär von elumeo, weitere Verkäufe aus seinem Bestand sind nicht geplant. Die PEN GmbH wird Elumeo bei der laufenden Internationalisierung 2.0 tatkräftig unterstützen, die frischen Mittel ermöglichen es uns zudem, weitere Maßnahmen zügig anzuschieben.
Herr Spatz, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch.
INVESTOR-INFORMATIONEN | ||||||
©boersengefluester.de | ||||||
Elumeo | ||||||
WKN | ISIN | Rechtsform | Börsenwert | IPO | Einschätzung | Hauptsitz |
A11Q05 | DE000A11Q059 | SE | 12,57 Mio. € | 03.07.2015 | Halten |
Florian Spatz ist geschäftsführender Direktor der elumeo SE und zuständig für die Steuerung und Entwicklung der Sales-Aktivitäten. Zuvor war er als Leiter eCommerce für die Onlineverkäufe der Gruppe verantwortlich. Von 2014 bis 2018 übernahm Florian Spatz bei elumeo die Leitung verschiedener Projekte in den Bereichen Sales, eCommerce und Marktforschung. 2014 schloss Florian Spatz, geboren im März 1990 in Santiago de Chile, sein deutsch-französisches Doppelmaster-Studium an der Sciences Po Paris und der Freien Universität Berlin ab. Bereits während seines Studiums war er als Producer für die Juwelo Deutschland GmbH tätig. Für sein unternehmerisches Engagement wurde er vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit dem Deutschlandstipendium ausgezeichnet.
Fotos: elumeo SE, shutterstock