Wer sind hier die wichtigsten Wettbewerber für 4SC?
Es gibt für die von uns adressierte Patientengruppe nach unseren Informationen derzeit keine wirklichen Wettbewerber in Europa. Die Patienten werden anfangs lokal mit Kortison, später mit systemischen Therapien wie Interferonen oder verschiedenen Chemotherapien behandelt. Nachdem sie in ihrer Erkrankung weiter fortschreiten – und das tun sehr viele Patienten – gibt es für die allermeisten keine echte Behandlungsoption mehr. Diese Behandlungslücke wollen wir mit Resminostat füllen.
Ihr japanischer Vermarktungspartner Yakult Honsha erprobt Resminostat bereits in klinischen Phase-I/II-Studien exklusiv für Japan. Außerdem haben Sie Mitte April mit einer in Singapur ansässigen Tochterfirma der größten italienischen Pharmafirma Menarini Group eine Lizenzvereinbarung für Resminostat Asien/Pazifik (u. a. China, Südkorea, Australien, Thailand) geschlossen. Was macht diesen Teil der Erde für 4SC so interessant?
Asien ist zum einen ein großer, extrem wachstumsstarker Pharmazukunftsmarkt, vor allem China. Zum anderen sehen wir dort gerade in der für uns zentralen Indikation Leberkrebs erhebliche Nachfrage. Bereits heute treten 75 Prozent aller Leberkrebsfälle in Asien auf. Die Erkrankungsraten und möglichen Umsatzpotenziale bedeuten, dass wir und unsere Partner mit Leberkrebs eine Blockbuster-Indikation adressieren. Die Menarini-Partnerschaft gilt für die Region Asien-Pazifik inklusive dem Megamarkt China aber ohne Japan; dort haben wir mit Yakult bereits einen starken und sehr engagierten Exklusivpartner für Resminostat. Es gibt noch einen anderen wichtigen Punkt: Der asiatische Markt hat andere Bedürfnisse sowohl aus Sicht der Patienten, aus regulatorischer Sicht als auch in der Vermarktung. Hier haben wir die Chance genutzt, uns frühzeitig kompetente Partner vor Ort zu suchen, die diesen Prozess zielgerichtet vorantreiben. Wir sind sowohl im Entwicklungsprozess als auch bei der Vermarktung über attraktive Meilensteinzahlungen und spätere Umsatzbeteiligungen am Erfolg beteiligt.
[sws_grey_box box_size="585"]Eine Studie von Edison Research zur Aktie von 4SC finden Sie unter diesem LINK.[/sws_grey_box]
Bislang konzentrierten sich die Anwendungen von Resminostat auf Leberkrebs, Lymphdrüsenkrebs und Darmkrebs. Wie ist hier der aktuelle Stand der Dinge?
Richtig, neben Leberkrebs läuft auch eine randomisierte Phase-II-Studie in der Indikation nicht-kleinzelliger Lungenkrebs (NSCLC) bei unserem Partner Yakult in Japan. Damit gibt es zwei aktive Phase-II-Programme mit Resminostat in Asien. In diesen Studien wird auch unser potenzieller Biomarker ZFP64 mituntersucht. Wir gehen davon aus, dass wir Ergebnisse aus diesen beiden Asienstudien im nächsten Jahr veröffentlichen können. Auf Basis der Daten zum Biomarker und zum Gesamtüberleben der Patienten beabsichtigen wir dann, die eigene Entwicklung von Resminostat, vor allem bei Leberkrebs, in den westlichen Ländern weiter zu definieren und voranzutreiben. Hier ist es nach wie vor unser Ziel, Resminostat in einer möglichen Zulassungsstudie in Leberkrebs zu testen. CTCL ist darüber hinaus für uns jetzt eine Indikation, in der 4SC mit einem sehr guten Kosten-Risiko-Verhältnis eine erste, relativ schnelle Marktzulassung erreichen kann. In dieser Indikation gehen wir von möglichen Spitzenumsätzen von bis zu 140 Mio. Euro in Europa aus. Das ist in unseren Augen sehr attraktiv. Last but not least sehen wir, aufgrund des jüngst gezeigten präklinischen Potenzials von Resminostat, im Bereich der Krebsimmuntherapie weiteres sehr großes Potenzial in anderen Indikationen, insbesondere in Kombination mit Produkten und möglichen Partnern aus dem Bereich der sogenannten Check-Point-Inhibitoren.
Die meisten heimischen Biotechs haben große Pläne in den USA. Wie sieht die Amerika-Strategie von 4SC aus?
Die USA sind der größte Pharma- und Biotechmarkt der Welt und von daher äußerst attraktiv, vom Kapitalmarkt mal ganz abgesehen. Wir sind regelmäßig in den USA auf Konferenzen und für Gespräche mit Investoren sowie potenziellen Pharmapartnern unterwegs und denken natürlich immer darüber nach, wie wir hier unsere Visibilität erhöhen können. Eine mögliche weitere Entwicklung von Resminostat in der Indikation Leberkrebs würde die USA sicher mit einschließen.
Außerdem haben Sie die Krebswirkstoffe 4SC-202 und 4SC-205 in der Pipeline. Welche Bedeutung haben diese Entwicklungen für die Gesamtbewertung von 4SC?
Auch für unseren zweiten epigenetischen Wirkstoffkandidaten 4SC-202 sehen wir sehr attraktive Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Hier haben wir Anfang des Jahres eine Phase-I-Studie zur Behandlung von hämatologischen Krebserkrankungen mit in unseren Augen sehr vielversprechenden Ergebnissen zur Sicherheit und Wirksamkeit abgeschlossen. Derzeit prüfen wir verschiedene Optionen für die klinische Weiterentwicklung in Phase II. Diese wollen wir zusammen mit möglichen Partnern oder ggf. auch alleine umsetzen. Unser Wirkstoffkandidat 4SC-205 hat ebenfalls kürzlich eine Phase I erfolgreich abgeschlossen. Auch diesen Wirkstoff wollen wir gerne weiterentwickeln, idealerweise zusammen mit akademischen Partnern in sogenannten „investigator driven studies”. All diese genannten Meilensteine sind größtenteils unabhängig von unserer jetzt angestrebten Finanzierung. Für uns sind das zwar noch frühe, aber sehr interessante Projekte. Sie ermöglichen erhebliches zusätzliches Wertsteigerungspotenzial. Auch in den Bewertungen der Analysten sind diese Programme aufgrund der frühen Phase bisher eher gering quantifiziert. Hier sehe ich noch viel Potenzial in der 4SC.
Quelle: 4SC
Was passiert, wenn 4SC die Maßnahme nicht im vollen Umfang platziert bekommt? Wie hoch ist Ihre Cash-Burn-Rate zurzeit?
Wir gehen davon aus, dass wir mit unserer Maßnahme erfolgreich sein werden. Man hat, als für das Unternehmen Verantwortlicher, natürlich immer einen Plan B in der Tasche. Unsere Burn-Rate war zuletzt bei rund 700.000 Euro pro Monat. Zum Ende des letzten Quartals waren wir bis über das erste Quartal 2016 hinaus finanziert.
Wenn alles optimal läuft: Wann könnte 4SC das erste Mal schwarze Zahlen schreiben?
Das Geschäftsmodell eines Medikamente entwickelnden Biotechnologieunternehmens ist kurz- bis mittelfristig nicht Dividenden orientiert. Wichtig für uns und vor allem für unsere Aktionäre ist es, dass wir unsere Finanzmittel, unser Know-how und mögliche Einnahmen zielgerichtet in zukunftsträchtige Projekte investieren und damit Werte steigern. Aber auch wir wollen am finanziellen Erfolg gemessen werden, so dass wir – basierend auf einer ausreichenden Finanzierung – nun die Weiterentwicklung und Zulassung unserer Leitsubstanz anstreben. Idealerweise führt dies zu einer ersten Marktzulassung bereits in 2019.
Abgesehen von den wenigen Schwergewichten wie Evotec und MorphoSys sind Biotechs aus Deutschland im internationalen Vergleich Winzlinge. Die meisten Firmen kommen nur auf eine Marktkapitalisierung von 40 bis 120 Mio. Euro. Glauben Sie, dass es hier doch noch zu einem Konzentrationsprozess kommen wird?
Zusammenschlüsse, Übernahmen oder Auslizensierungen von Produkten gehören einfach zu unserer Branche auch, um ausreichend kritische Masse zu bilden. Ein Konzentrationsprozess ist derzeit sicher zu beobachten und macht auch Sinn. Andererseits gibt es auch wieder verstärkt Neugründungen oder Abspaltungen. Wir gehen davon aus, dass wir mit unseren Lizenzpartnerschaften, den Möglichkeiten mit unseren noch unverpartnerten Projekten wie 4SC-202, 4SC-205 und Resminostat außerhalb Asiens sowie vor allem mit unseren Plänen in der Indikation CTCL eine gute Basis haben, den Unternehmenswert aus eigenem Antrieb zu steigern.
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