Vor ein paar Jahren musste die Bilanzkonferenz von
Curasan noch in eine etwas seltsame – von Börsendino Hermann Kutzer moderierte – Aktienveranstaltung im Frankfurter Hilton Hotel integriert werden –, um überhaupt ein paar Zuhörer gewinnen zu können. Zumindest das hat sich bereits komplett gewandelt. Auf der von der
BankM mitveranstalteten
DVFA-Frühjahreskonferenz 2015 in Frankfurt blieb beim Vortrag von Neuvorstand und Investor Michael Schlenk am 4. Mai kein Platz unbesetzt. Und der langjährige Pharmaexperte Investor sparte nicht mit knackigen Aussagen, um die Aktienstory des Herstellers von Knochenaufbauprodukten, wie sie etwa in der Chirurgie eingesetzt werden, endlich wieder mit Leben zu füllen. Kostprobe: „Curasan ist ein Juwel, das in den vergangenen Jahren nur nicht mit den richtigen Schleifmaterialien bearbeitet worden ist." Oberstes Ziel von Schlenk ist es, die Gesellschaft aus Kleinostheim in der Nähe von Aschaffenburg endlich in die Profitabilität zu führen. Zeit wird es: Seit dem Börsengang im Juli 2000 hat Curasan ausnahmslos Miese produziert. Auf EBIT-Basis (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) türmen sich die Verluste von 2000 bis 2014 auf mittlerweile 43,4 Mio. Euro. Im vergangenen Jahr kam das Unternehmen bei Erlösen von 6 Mio. Euro auf ein EBIT von minus 1,6 Mio. Euro.
Nachdem die Kostenbasis bereits deutlich verschlankt worden ist, will Schlenk, der mit gut zwei Prozent bei Curasan engagiert ist, insbesondere das Marketing und den Vertrieb schärfen. Außerdem scheint es ein Thema zu sein, die eigenen Kapazitäten auch zur Auftragsfertigung für andere Unternehmen zu nutzen. „Unsere Qualität ist top level", sagt Schlenk. Und so wurmt es ihn auch, dass Wettbewerber, wie das im Privatbesitz befindliche Berliner Unternehmen
Botiss Biomaterials, in den vergangenen Jahren an Curasan vorbeigezogen sind. Getuschelt wird, dass Botiss – auch dank Kooperationen mit Firmen wie Straumann – mittlerweile auf einen Umsatz von 12 Mio. Euro kommt. So viel Glück hatte Curasan mit seinen Vertriebspartnern in der Vergangenheit nicht. Mit
Stryker gab es mal eine entsprechende Übereinkunft. Der Schweizer Medtechkonzern wurde jedoch vertragsbrüchig. Seitdem gibt es immerhin die Hoffnung auf eine Schadenersatzzahlung. Die 2011 geschlossene exklusive Vereinbarung mit dem US-Konzern
Zimmer Dental für bestimmte Curasan-Produkte existiert zwar weiterhin, wurde mittlerweile jedoch aufgeweicht. Und die Vertriebsrechte für das 2013 übernommene Dentalgeschäft von
Riemser Pharma haben die ursprünglichen Erwartungen wohl auch noch nicht erfüllt.
Um zumindest eine schwarze Null zu erreichen, ist laut Schlenk ein Umsatz von rund 8 Mio. Euro nötig. Daher werden sich die Anleger auch 2015 auf rote Zahlen einstellen müssen. Gegenwärtig sieht die Planung für das laufende Jahr Erlöse von 6,3 bis 6,9 Mio. Euro sowie einen Nettoverlust zwischen 1,2 und 1,6 Mio. Euro vor. Der Anlagehorizont sollte also nicht allzu eng gewählt werden. Boersengefluester.de geht davon aus, dass unterm Strich wohl erst 2017 Gewinne stehen werden. Nicht berücksichtigt in dieser Kalkulation sind Schadenersatzzahlungen durch Stryker. An der Börse sorgten Spekulationen über eine mögliche Lösung bereits mehrfach für Kurszuwächse – letztlich war es aber nie mehr als ein Strohfeuer. Konservative Investoren sollten das Schadenersatzthema daher besser ausklammern. Wenn etwas kommt, wäre das gut. Die Basis für ein Investment in Curasan sollte der Aspekt aber nicht sein. Immerhin: Das Interesse der Anleger an dem Small Cap ist wieder gestiegen – auch eine Folge der Investor-Relations-Offensive. Curasan dürfte also zumindest wieder auf den Beobachtungslisten von Spezialwertefonds und Family Offices auftauchen. Dabei bewegt sich der Börsenwert mit 12,6 Mio. Euro ohnehin im Mikrobereich. Klare Botschaft: Bei Curasan tut sich wieder was. Das Kurspotenzial nach oben ist unter Umständen enorm. Der Titel eignet sich aber nur für sehr risikobereite Investoren.
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