Ralf Weber, der Vorstandsvorsitzende von
Gerry Weber, gibt sich keinen Illusionen hin: „Die Situation wird in absehbarer Zeit nicht einfacher. Wir haben es nicht mit einer kleinen Delle, sondern mit einem fundamentalen Wandel auf dem Modemarkt zu tun.“ Die Quittung bekam der Anbieter von Damenmode schon Mitte 2015, als der frühere Börsenliebling eine knackige Gewinnwarnung aussprechen musste. Immerhin: Das Management hat ein umfassendes Restrukturierungsprogramm in die Wege geleitet und ist quasi an allen Fronten aktiv: Das eigene Filialnetz wird optimiert, die Arbeitsabläufe stehen auf dem Prüfstand, die Marke wird modernisiert – und schließlich soll auch der Großhandel gestärkt werden. Derartige Veränderungsprozesse kommen an der Börse meist gut an, doch bei Gerry Weber warten die Investoren noch ab. In den vergangenen zwölf Monaten dümpelte die Notiz in einer Seitwärtsrange von 10 bis 13 Euro herum.
In gewisser Weise ist das verständlich, denn die Nachrichtenlage des im westfälischen
Halle angesiedelten Unternehmens ist noch immer sehr durchwachsen. Das zeigen auch die jetzt vorgelegten Zahlen für das Geschäftsjahr 2015/16 (31. Oktober): Die Umsätze gingen um knapp 2,2 Prozent auf 900,79 Mio. Euro zurück. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) knickte von 79,29 auf 13,82 Mio. Euro ein. Und hätte Gerry Weber nicht einen dicken Sonderertrag aus dem Verkauf der Immobilie „Halle 30“ in Düsseldorf eingefahren, wäre das Unternehmen tief in die roten Zahlen gerutscht. So blieb am Ende ein Miniüberschuss von 511.800 Euro stehen, was einem Ergebnis je Aktie von 0,01 Euro entspricht. Dennoch – und damit hatte boersengefluester.de gar nicht gerechnet – will Gerry Weber zur
Hauptversammlung am 27. April 2017 eine Dividende von 0,25 Euro je Aktie auskehren. Dazu hat sich der Vorstand „unter Abwägung des Wohl der Gesellschaft und der Aktionärsinteressen“ entschlossen, wie es offiziell heißt. Zum Vergleich: Im Vorjahr zahlte das Unternehmen noch 0,40 Euro pro Anteilschein. Auf dem gedrückten Kursniveau würde der jetzige Dividendenvorschlag für eine Rendite von immerhin 2,4 Prozent stehen.
Bestätigt hat CEO Ralf Weber derweil die erst Ende Januar getätigte Prognose für das laufende Jahr, wonach mit einem EBIT zwischen 10 und 20 Mio. Euro zu rechnen ist, bei nochmals rückläufigen Umsatzerlösen. Hier wirken sich insbesondere nochmals Belastungen aus der Restrukturierung negativ aus. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll zwischen 60 und 70 Mio. Euro liegen. 2015/16 erreichte das um alle Sondereffekte bereinigte EBITDA 71,6 Mio. Euro. Summa summarum tritt
Gerry Weber damit mehr oder weniger auf der Stelle. Eine sinnvolle Bewertung der
SDAX-Aktie ist wohl erst wieder ab 2018 möglich. Hier rechnet boersengefluester.de mit einem EBIT von rund 37 Mio. Euro – verglichen mit einer Marktkapitalisierung von gegenwärtig 474,4 Mio. Euro. Demnach würde der Titel also etwa mit dem 13fachen des für 2018 zu erwartenden EBIT gehandelt. Das ist jetzt nicht unbedingt super niedrig, allerdings könnte das Betriebsergebnis auch kräftiger, als momentan zu vermuten, an Terrain gewinnen.
Punkten kann die
Gerry Weber-Aktie schon jetzt unter Kurs-Buchwert-Aspekten. Immerhin beträgt das (bereits um die anstehende Dividendenzahlung bereinigte) Eigenkapital 9,48 Euro je Aktie – liegt also recht nah beim aktuellen Aktienkurs. Anleger, die jetzt einsteigen, tun dies sicherlich zu einem recht attraktiven Preis. Allerdings wird die Nachrichtenlage vorerst angespannt bleiben, was gegen eine rasche Trendwende Richtung Norden spricht. So gesehen ist es wohl ganz klug, sich die Entwicklung noch eine Weile von der Außenlinie anzusehen.
Foto:
pixabay
...