Während in der Öffentlichkeit immer noch darüber gestritten wird, ob die kürzlich umgesetzte gesetzliche Liberalisierung des Cannabis-Konsums in Deutschland der richtige Weg oder vielleicht doch ein unverzeihlicher Fehler der Politik ist, gibt es für den Spezialbereich des medizinischen Cannabis bereits eine klare Botschaft: Die Herauslösung entsprechender Produkte aus dem Korsett des Betäubungsmittelgesetzes führt zu einem spürbar besseren Zugang für Schmerzpatienten zu Cannabis – sowohl bei der Abgabe durch Apotheken, als auch was die Verschreibung durch Ärzte angeht. Für die in Berlin ansässige Cantourage Group zeigt sich das in zurzeit sprunghaft höheren Umsatzerlösen von 3,5 Mio. Euro im Mai und 4,1 Mio. Euro im Juni 2024. Ein Trend, der offenbar nachhaltig ist. „Für die zweite Jahreshälfte 2024 gehen wir nun davon aus, dass sich die positive Wachstumsdynamik aus dem zweiten Quartal weiter fortsetzen wird“, sagt Cantourage-CEO Philip Schetter.
Das ist ein gutes Signal in Richtung Prognose für 2024, die ein anhaltend strakes Wachstum unterstellt. Bereits beim Hintergrundgespräch mit boersengefluester.de vor wenigen Wochen (HIER) hatte Schetter verraten, dass die Regale bei einigen Produkten leergefegt waren. Noch lässt sich der Kapitalmarkt von den monatsweisen Updates zur Umsatzentwicklung jedoch wenig beeindrucken. Das liegt vermutlich auch daran, dass die in der Präsentation zur Hauptversammlung von Ende Juni eingebauten Konzernzahlen für 2023 mit Erlösen von 23,56 Mio. Euro und einem Fehlbetrag von fast 4,27 Mio. Euro tiefer im roten Bereich gelegen haben als zu vermuten war. Dabei ist ein testierter Konzernabschluss für 2023 noch immer nicht auf der – ansonsten sehr schön neu aufgesetzten – Webseite von Cantourage zu finden. Frei zugängig ist bislang nur der von PKF Wulf & Partner testierte Abschluss der SE, der aus Investorensicht allerdings keine übermäßige Aussagekraft besitzt.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | ||
Umsatzerlöse1 | 0,00 | 0,00 | 0,53 | 5,22 | 14,16 | 23,56 | 48,00 | |
EBITDA1,2 | 0,00 | 0,00 | -0,56 | -0,83 | -2,51 | -0,25 | 3,60 | |
EBITDA-Marge3 | 0,00 | 0,00 | -105,66 | -15,90 | -17,73 | -1,06 | 7,50 | |
EBIT1,4 | 0,00 | 0,00 | -0,59 | -0,97 | -6,32 | -4,33 | -0,40 | |
EBIT-Marge5 | 0,00 | 0,00 | -111,32 | -18,58 | -44,63 | -18,38 | -0,83 | |
Jahresüberschuss1 | 0,00 | 0,00 | -0,59 | -0,97 | -5,92 | 4,27 | -0,05 | |
Netto-Marge6 | 0,00 | 0,00 | -111,32 | -18,58 | -41,81 | 18,12 | -0,10 | |
Cashflow1,7 | 0,00 | 0,00 | -0,56 | -0,83 | -2,11 | -0,20 | 0,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | -0,05 | -0,08 | -0,47 | -0,34 | -0,01 | |
Dividende je Aktie8 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 | 0,00 |
So steht die SE im vergangenen Jahr nur für Umsätze von 1,66 Mio. Euro – bei einem Überschuss von knapp 39.000 Euro. In Sachen Publizität gilt es für die Cantourage Group also noch nachzubessern. Immerhin: Der IR-Bereich auf der neuen Webseite ist um Längen informativer geworden, als er es zuvor war. Fakt ist aber auch, dass der aktuelle Börsenwert von gut 87 Mio. Euro bereits viel Wachstum für das auf die Herstellung und den Vertrieb von Medizinalpräparaten und Arzneimitteln auf Basis von Cannabisspezialisierte Unternehmen einpreist und das Team um Vorstand Philip Schetter nun kontinuierlich liefern muss. Und spätestens ab 2025 werden die Investoren – trotz aller Investitionen in die weitere Expansion – dann auch dem Thema Profitabilität ein ungleich höheres Gewicht beimessen als zuletzt, wo der Break-Even auf Basis des EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) bereits ein Meilenstein war.
Die Chancen stehen nach Auffassung von boersengefluester.de gut, dass Cantourage zu einem gewichtiger Player im Markt für Medizinalcannabis wird. Dier Weichen sind jedenfalls gestellt. „Mit unserem flexiblen Geschäftsmodell haben wir uns in den vergangenen Jahren frühzeitig auf die fortlaufende Cannabisliberalisierung in Deutschland und weiteren europäischen Ländern vorbereitet", sagt Schetter. Geeignet ist der im Scale-Segment gelistete Titel aber nur für risikobereite Anleger. Die Kursziele der Analysten liegen zurzeit bei 10 Euro, was einem stattlichen Potenzial von mehr als 40 Prozent entspricht. Das jedoch nur als Hinweis, vorerst wäre es schon ein Erfolg, wenn der Aktienkurs einen nachhaltigen Trend nach oben ausbilden könnte und nicht immer nur bei kurzfristigen Triggern wie Monats-Umsätzen oder regulatorischen Neuigkeiten aufflackert.
INVESTOR-INFORMATIONEN | ||||||
©boersengefluester.de | ||||||
Cantourage Group | ||||||
WKN | ISIN | Rechtsform | Börsenwert | IPO | Einschätzung | Hauptsitz |
A3DSV0 | DE000A3DSV01 | SE | 64,21 Mio. € | 11.11.2022 | Kaufen |
Foto: Adobe Stock