Zugegeben: So fürchterlich viele börsennotierte Cannabis-Unternehmen gibt es in Deutschland nicht. Ziemlich schnell war boersengefluester.de aber klar, dass die auf medizinisches Cannabis spezialisierte Cantourage SE wohl das qualitativ hochwertigste ist. Gute Produkte, ein erfahrenes Management sowie eine clevere Strategie reichen bislang aber nicht aus, um auch am Kapitalmarkt nachhaltig zu punkten. Zu einem markanten Teil liegt das natürlich an der sich partiell wieder rückwärtsgewandten Cannabis-Politik in Deutschland. So soll es Cannabis auf Rezept bald nur noch in Apotheken und nach persönlichem Praxisbesuch geben. Für Cantourage mit seiner Telecan-Plattform, die Patienten und Ärzte vernetzt, wäre das ein herber Rückschlag.
Hinzu kommt, dass nach dem stürmischen Wachstum in Deutschland die Preise zunehmend unter Druck geraten. Wenig verwunderlich, dass Cantourage um den – nach kurzer Auszeit – wieder ins Amt zurückgekehrten CEO Philip Schetter seine internationalen Aktivitäten forciert und Märkte wie Großbritannien stärker adressiert. Gleichwohl bleibt eine enorme Unsicherheit, die sich etwa auch in dem um 3 auf 10 Euro reduzierten Kursziel von Montega zeigt. Andererseits ergibt sich daraus noch immer ein strammes Potenzial von mehr als 170 Prozent. Große Erwartungen setzt boersengefluester.de aber auch auf eine Personalie, die wir so nicht erwartet hätten: Ab sofort übernimmt nämlich Manuel Taverne, zuletzt IR-Manager von Knaus Tabbert, die Investor-Relations-Aktivitäten von Cantourage. Das ist insofern wichtig, weil Cantourage für unseren Geschmack die zahlengetriebenen Bedürfnisse des Kapitalmarkts, die sich mitunter doch sehr von den Interessen der Cannabis-Fachszene unterscheiden, anfänglich unterschätzt hat.
Dazu gehören insbesondere Themen wie die rechtzeitige Veröffentlichung von Konzernabschlüssen. Ein Punkt, bei dem es leider noch immer hakt. Aber auch die Verankerung des Geschäftsmodells rund um medizinisches Cannabis in den Köpfen der Anleger als grundsätzlich investierbare Assetklasse. Hört sich banal an, aber vor dem Hintergrund schlechter Erfahrungen aus der Vergangenheit rund um vorzugsweise kanadische Aktiengesellschaften gibt es hierzulande diesbezüglich noch immer eine gewisse Blockade. Umso wichtiger den Coup bei der Neubesetzung des IR-Postens: „Unser innovatives Geschäftsmodell und unsere Plattformstrategie unterscheiden uns klar vom Wettbewerb. Doch diese Besonderheit wurde bisher vom Kapitalmarkt noch nicht vollständig erfasst. Deshalb verstärken wir nun unsere Investor-Relations-Aktivitäten – um unsere Equity-Story klarer, transparenter und proaktiver zu kommunizieren“, sagt Schetter.
Noch besser wäre freilich gewesen, wenn es gleich auch eine Erklärung zu den Hintergründen der zeitgleich kommunizierten Kapitalerhöhung gegen Sacheinlage von Philip Schetter gegeben hätte. Immerhin geht es hier um knapp 189.000 Aktien zu einem Ausgabebetrag von 1 Euro – also nicht gerade ein Non-Event. Wir bleiben diesbezüglich am Ball. Der Börsenwert von Catourage beträgt momentan etwas mehr als 45 Mio. Euro. Geeignet ist der Titel nur für risikobereite Investoren.
INVESTOR-INFORMATIONEN
©boersengefluester.de
Cantourage Group
WKN
ISIN
Rechtsform
Börsenwert
IPO
Einschätzung
Hauptsitz
A3DSV0
DE000A3DSV01
SE
45,63 Mio. €
11.11.2022
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