Das hat fast schon etwas von Börsenpoesie, wie Jens Körner, CEO von ad pepper media International, die Synergien zwischen dem Performancemarketingnetzwerk Webgains und der mehrheitlich zu ad pepper gehörenden solute – bekannt für die Preisvergleichsplattformen billiger.de und shopping.de – auf dem jüngsten Investoren-Call beschreibt. „Da küssen sich beide Geschäftsmodelle“, sagt Körner Tatsächlich sind die jüngsten Akquisitionen, neben solute haben die Nürnberger auch die auf Rabattcodes spezialisierte und jetzt bei solute angedockte Checkout Charlie von RTL gekauft, der Schlüssel für eine Neubewertung der Aktie.
So sorgt die seit 1. Mai 2025 konsolidierte solute schon für sich genommen für einen signifikanten Anstieg von Umsatz und Ergebnis, der durch die zum 1. Oktober 2025 noch dazukommende Checkout Charlie – hierzu gehören die Webseiten wie sparwelt.de, shopmate.eu und Gutscheine.de – nochmals verstärkt wird. Wirklich knisternd ist die neue Aufstellung aber insbesondere deshalb, weil ad pepper nun selbst über reichweitenstarke Webseiten verfügt und somit nicht mehr den Löwenanteil der von den Werbetreibenden bezahlten Marketingbudgets mit den Publishern – also den Betreibern von Webseiten – teilen muss. Hinzu kommt, dass beworbene Produkte auf den ad pepper-Portalen sogar besonders prominent eingebaut werden können.
Wie groß der sich daraus ergebende Extrakuchen perspektivisch sein wird, lässt sich allerdings noch nicht valide sagen. Das liegt insbesondere daran, dass die britische Tochter Webgains ein stark international ausgerichtetes Netzwerk ist, während die Angebote von solute und Checkout Charlie den deutschen Markt adressieren. „Es ergibt also Sinn, die Marke zu internationalisieren“, sagt Körner. Folgerichtig soll mit Price Pretzel im ersten Quartal 2025 – quasi eine internationale Variante von billiger.de – in Frankreich an den Start gehen.
Letztlich orientiert sich ad pepper media damit an momentan sehr viel größeren Unternehmen wie der börsennotierten italienischen Moltiply, die hierzulande durch den Kauf der Vergleichsplattform Verivox im Frühjahr 2025 von ProSiebenSat.1 für Schlagzeilen gesorgt hat, oder auch der seit 2024 gelisteten US-Company Ibotta, die im Bereich Couponing und Cashbacks unterwegs ist. Für gewöhnlich kommen Moltiply und Ibotta auf attraktive EBITDA-Margen zwischen 25 und 30 Prozent. Da konnte ad pepper bislang nicht ansatzweise mithalten, auch wenn sich die Rentabilität durch die Einbeziehung von solute spürbar erhöht.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
2019
2020
2021
2022
2023
2024
2025
Umsatzerlöse1
21,79
25,62
27,65
24,87
21,75
21,45
53,00
EBITDA1,2
3,51
6,56
4,38
1,28
0,02
2,00
5,00
EBITDA-Marge %3
16,11
25,61
15,84
5,15
0,09
9,32
9,43
EBIT1,4
2,52
5,45
3,19
0,19
-0,99
1,16
3,75
EBIT-Marge %5
11,57
21,27
11,54
0,76
-4,55
5,41
7,08
Jahresüberschuss1
1,92
4,34
2,56
-0,25
-0,70
2,42
2,70
Netto-Marge %6
8,81
16,94
9,26
-1,01
-3,22
11,28
5,09
Cashflow1,7
6,48
3,38
2,21
1,93
1,24
2,34
1,70
Ergebnis je Aktie8
0,06
0,17
0,08
-0,04
-0,05
0,09
0,07
Dividende je Aktie8
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
0,00
Der Masterplan von Jens Körner sieht jedoch vor, dass für den Konzern eine EBITDA-Marge von 15 Prozent möglich sein sollte. Mit Sicht auf drei Jahre steht sogar eine Aufnahme in den TecDAX auf der Liste. „Kein absolut unrealistisches Ziel“, wie Körner betont. Schließlich will die Gesellschaft auch weiterhin anorganisch wachsen. Zudem dürfte auch der Streubesitzanteil von derzeit 48,4 Prozent weiter wachsen. Dem Vernehmen nach laufen im Hintergrund bereits intensive Umplatzierungsgespräche, wobei der potenzielle Aktienüberhang eher von der Seite ehemaliger solute-Anteilseigner kommt, die ihre Stücke gegen ad pepper-Aktien getauscht haben. „Da ist einiges in der Pipeline“, sagt Körner. Die Transaktionen dürften jedoch vergleichsweise geräuschlos außerhalb der Börse mit institutionellen Investoren umgesetzt werden.
Keine Sorgen brauchen Investoren auch vor der Finanzierung weiterer Zukäufe zu haben. So ist ad pepper unverändert frei von Bankschulden und verfügt über eine stattliche Liquidität von zuletzt etwas mehr als 27 Mio. Euro. Zudem gingen auch die Akquisitionen von solut und zuletzt Checkout Charlie zu attraktiven Konditionen über die Bühne, die sich angesichts der Cash-Mitgiften sogar noch vorteilhafter als bislang in Finanzkreisen gedacht abgewickelt wurden. So kostete die Komplettübernahme von Checkout Charlie formal rund 6,3 Mio. Euro, allerdings gehen rund 3 Mio. Euro als liquide Mittel aus der Bilanz von Checkout Charlie an ad pepper über. „Ich finde es mega“, sagt Jens Körner auf dem Investoren-Call.
Last but not least bestätigt Körner frühere Aussagen, wonach das klassische Modell um die Agenturtochter ad agents und die auf Leadgenerierung spezialisierte ad pepper „depriorisiert“ wird. Denkbar sind hier Verkäufe oder die Überführung in die beiden nun dominanten Bereiche Webgains sowie solute. Insgesamt bleibt es damit bei einer hochinteressanten Investmentstory, deren Tragweite am Markt noch nicht voll angekommen ist – zumindest nach Auffassung von boersengefluester.de. Aber es gibt eben auch noch viel zu tun, wozu unter anderem auch die Übernahme des noch bei Deutsche Tele Medien (DTM) im Portfolio befindlichen solute-Anteils von knapp 30 Prozent gehört.
INVESTOR-INFORMATIONEN
©boersengefluester.de
ad pepper media
WKN
ISIN
Rechtsform
Börsenwert
IPO
Einschätzung
Hauptsitz
940883
NL0000238145
N.V.
83,64 Mio. €
09.10.2000
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