Zu verstehen ist das längst nicht mehr: Seit nun bald vier Jahren hängt der Kurs der 2G Energy-Aktie zwischen 20 und 30 Euro fest – aktuell sogar wieder im unteren Bereich dieses Korridors. Dabei steuert der Anbieter von Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK) – bezogen auf den Zeitraum 2020 bis 2024 – auf ein Umsatzplus von rund 50 Prozent rund 375 Mio. Euro zu und sollte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) parallel dazu auf knapp 35 Mio. Euro mehr als verdoppeln. Dabei war 2020 für 2G Energy alles andere als ein schwaches Jahr mit einem entsprechenden Basiseffekt für diese Mittelfristbetrachtung. Eine Erklärung für diesen Verlauf ist – neben der allgemein anhaltend schwachen Performance von Small- und Midcaps an der Börse – vermutlich der Wasserstoff-Hype von 2019/20, der auch die Bewertung der 2G Energy-Aktie zu jener Zeit sehr viel schneller nach oben gebracht hat, als es fundamental angezeigt war. Schließlich sind rein mit Wasserstoff betriebene KWK noch immer die Ausnahme, selbst wenn technisch alle Voraussetzungen gegeben sind.
So gesehen hatte damals wohl doch, salopp gesagt, der Schwanz mit dem Hund gewedelt. Nun: Die damals rapide angestiegene Bewertung hat die 2G-Aktie im Zeitablauf längst in die Kategorie „Moderat“ umgewandelt. So wird die im Scale-Segment der Frankfurter Börse beheimatete Gesellschaft auf schuldenfreier Basis mit deutlich weniger als dem Neunfachen des für 2024 zu erwartenden EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) gehandelt. Folgerichtig liegen die Kursziele der Analysten im Schnitt auch eher bei knapp 35 Euro – also weit oberhalb der aktuellen Notiz. Warum also die kurzfristige Skepsis der Investoren? Nun: In der Analystenkonferenz zur Vorlage des Halbjahresberichts 2024 spricht Finanzvorstand Friedrich Pehle an einer Stelle von einer „Minikrise“. Eine Einschätzung, die er aber ausdrücklich mit Anführungsstrichen versieht.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick | ||||||||
2018 | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 | ||
Umsatzerlöse1 | 209,78 | 236,40 | 246,73 | 266,35 | 312,63 | 365,07 | 385,00 | |
EBITDA1,2 | 15,37 | 19,17 | 20,11 | 21,87 | 26,63 | 34,30 | 41,50 | |
EBITDA-Marge3 | 7,33 | 8,11 | 8,15 | 8,21 | 8,52 | 9,40 | 10,78 | |
EBIT1,4 | 11,45 | 15,45 | 16,45 | 17,93 | 21,96 | 27,64 | 35,00 | |
EBIT-Marge5 | 5,46 | 6,54 | 6,67 | 6,73 | 7,02 | 7,57 | 9,09 | |
Jahresüberschuss1 | 7,61 | 10,30 | 11,96 | 12,64 | 16,37 | 17,99 | 23,80 | |
Netto-Marge6 | 3,63 | 4,36 | 4,85 | 4,75 | 5,24 | 4,93 | 6,18 | |
Cashflow1,7 | 4,88 | 1,92 | 9,79 | 8,86 | 4,98 | 11,72 | 8,00 | |
Ergebnis je Aktie8 | 0,43 | 0,58 | 0,68 | 0,71 | 0,91 | 1,00 | 1,33 | |
Dividende je Aktie8 | 0,11 | 0,11 | 0,11 | 0,12 | 0,14 | 0,17 | 0,19 |
Gemeint ist der von Pehle im Interview auf boersengefluester.de (HIER) erst kürzlich beschriebene Umstand, dass eine Reihe von Kunden momentan die Produktionsfreigabe für bestellte KWK verzögert, da es an anderer Stelle an der Verfügbarkeit von Transformatoren oder Fachkräften mangelt – beziehungsweise schlichtweg behördliche Genehmigungen auf sich warten lassen. Ein vergleichsweise neues Phänomen, was sich buchhalterisch demnächst allerdings bereits auflösen wird, da es sich ja um einen revolvierenden Prozess handelt. „Ab Ende des dritten Quartals sehen wir den Output wieder auf Vollgas“, sagt Pehle.
Zudem betont der Finanzvorstand, wie professionell 2G Energy mittlerweile in den Prozessabläufen der Fabrik aufgestellt ist, da selbst der Umsatzrückgang von 3,2 Prozent auf 131,17 Mio. Euro zum Halbjahr ein nahezu stabiles EBIT (Ergebnis Zinsen und Steuern) von 4,07 Mio. Euro ermöglicht. Zur Einordnung: Bis 2017 kamen die ehemals beinahe wie eine Manufaktur agierenden Münsterländer in den ersten sechs Monaten eines Jahres regelmäßig auf ein negatives EBIT von häufig um die minus 2 Mio. Euro. Einzig bei den grundsätzlich sehr wichtigen Serviceerlösen werden sich die hohen Wachstumsraten früher Jahren nicht halten lassen, hier zeigt 2G Energy per Ende Juni 2024 gerade einmal ein Plus von 1,4 Prozent auf 77,94 Mio. Euro. Das wiederum liegt daran, dass die Kunden ihre Blockheizkraftwerke sehr viel flexibler einsetzen als früher üblich. Und da ist die Rechnung ganz einfach: Maschinen, die weniger laufen, benötigen auch weniger Service.
„Unsere Produkte sind zunehmend grüne Teamplayer, weit entfernt von den grauen KWK-Dauerläufern früherer Jahre“, sagt Pehle. An den Prognosen für 2024 und auch 2025 hält der Finanzvorstand jedoch unbedingt fest, zumal die Entwicklung im Servicebereich für das Management von 2G auch nicht überraschend kommt. Demnach ist für das laufende Jahr mit Erlösen zwischen 360 und 390 Mio. Euro sowie einer EBIT-Marge von 8,5 bis 10,0 Prozent zu rechnen, was im Mittel auf ein Betriebsergebnis von 34,70 Mio. Euro hinausläuft. „Aufträge sind genügend vorhanden, um die Umsatzziele zu erreichen. Das aktuelle Orderbuch liegt auf Allzeithoch“, betont Pehle. Für 2025 liegt die Messlatte weiterhin bei Umsätzen in einer Bandbreite von 410 bis 450 Mio. Euro – bei stabilen operativen Renditen. Entsprechend sollte 2G Energy 2025 beim EBIT die Marke von 40 Mio. Euro zumindest touchieren.
Extratreiber gibt es genug, etwa die vorerst für den US-Markt konzipierten Demand Response-Aggregate, die zwischen klassischen KWK-Kraftwerken und Notstromaggregaten angesiedelt sind. Ein hoch attraktives Produkt, was für einige 100 Einheiten gut sein dürfte. Darüber hinaus wird der Bereich Großwärmepumpen deutlich an Bedeutung gewinnen. Last but not least sieht Pehle auch endlich Bewegung in den aktuellen politischen Debatten um eine realistische Erreichung von Klimazielen: „Es tun sich weltweit enorme Potenziale für uns auf.“ Unterm Strich sieht boersengefluester.de jedenfalls viel mehr Pluspunkte, als es das gegenwärtige Chartbild der 2G-Aktie signalisiert.
INVESTOR-INFORMATIONEN | ||||||
©boersengefluester.de | ||||||
2G Energy | ||||||
WKN | ISIN | Rechtsform | Börsenwert | IPO | Einschätzung | Hauptsitz |
A0HL8N | DE000A0HL8N9 | AG | 403,65 Mio. € | 31.07.2007 | Kaufen |